Nach dem wir das Kofferdebakel jetzt endlich hinter uns gelassen haben und wir uns hoffentlich auch nicht mit weiteren organisatorischen Fehlleistungen auseinandersetzen müssen, können wir jetzt mal richtig entspannt in einen Urlaubstag starten. Dem 3 Palms in Scottsdale kehren wir trotzdem recht schnell den Rücken, dieses Motel fällt definitiv in die Kategorie der “Muss ich nicht zwei Mal haben”-Unterkünfte. Alles wirkte ein bisschen schmuddelig, und was sich alles in dem hochfloorigen Teppich getummelt haben mag, will man lieber gar nicht so genau wissen. Zudem regte sich in der Nacht auch noch die Alarmanlage eines der geparkten Fahrzeuge, und wir sind zur Sicherheit mal lieber schnell aus den Betten gehüpft, um uns zu vergewissern, dass es sich nicht um unser Auto handelt.
Da am Vorabend aufgrund des Labour Day in Scottsdale leider ziemlich tote Hose war, sind wir erst mal wieder dort hin zurückgefahren, um uns das ganze mal bei Tageslicht und hoffentlich etwas mehr Betrieb anzusehen. So früh wie wir war jedoch noch so gut wie niemand dort anzutreffen. Glücklicherweise sind wir aber wenigstens in einem sehr netten Coffee Shop auf andere Lebewesen gestoßen. Die Suche nach etwas Essbarem gestaltet sich schon etwas schwieriger, in Scottsdale werden wir schliesslich nicht mehr fündig und wir beschliessen, dass wir uns erst mal wieder auf den Weg machen und es vorerst dem Zufall überlassen. Unser erstes Ziel für den Tag ist das Montezuma’s Castle National Monument, Überreste einer vermutlich indianischen Felsenbehausung. Dort angekommen treffen wir zunächst auf eine sehr nette MItarbeiterin, die uns die Vorzüge eines Jahrespasses für die Besuche sämtlicher Nationalparks in den USA vorrechnet. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass sich das für uns nicht lohnt, tut es aber doch, und als dann auch noch unsere bisher geleisteten Zahlungenin anderen nationalen Einrichtungen angerechnet werden, wir der Tag für mich schon mal auf der Gewinnseite verbucht. Die Anlage selbst gibt auf den ersten Blick eigentlich nicht so viel her, man kann sie inzwischen nur noch von unten betrachten, es sind aber wieder einmal die Mitarbeiter, die das ganze zu einem Erlebnis machen. Wir treffen auf einen älteren Herren, der hier ehrenamtlich arbeitet und allen, die es hören wollen, etwas über die Hintergründe, die Geschichte und generell viel Wissenswertes über die hier lebenden Native Americans erzählt.
Eine ganz ähnliche Situation finden wir auch an unserem nächsten Stop, dem Tuziggoot National Monument vor. Hierbei handelt es sich um auf einem Berg entdeckte Pueblos eines Stammes mit ca. 240 Angehörigen. Wir sind zunächst die einzigen Besucher der Anlage und profitieren so davon, dasswir einmal mehr eine sehr exklusive Betreuung durch das Personal erfahren dürfen. Der Verwaltungsmitarbeiter holt ein paar seiner besonders wertvollen Artefakte hervor und beantwortet bereitwillig und geduldig all unsere Fragen. Erst als dann später noch ein paar andere Besucher den Weg zum Nationalmonument finden, brechen wir zur Weiterfahrt nach Sedona auf.
Wir erreichen die Stadt in mitten der Red Rocks am frühen Abend. Unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte ist das Desert Quail Inn, das das für einen für sedonastische Verhältnisse vernünftigen Preis große Zimmer und vor allem große Sauberkeit bietet. Diesmal ist zunächst eine kurze Abkühlung im Pool notwendig. Mit dem Einbruch der Dämmerung werden aber die Mücken schnell sehr aggressiv und wir flüchten lieber schnell auf unser Zimmer, um uns dinnerfein zu machen. Sedona ist eine echte Biergegend und ich hab mir mal schon im Vorfeld einen Tap Room einer der vielen Brauereien für unser Abendessen ausgesucht. Nicht berücksichtigt habe ich aber, dass hier in Sedona scheinbar bereits um 20 Uhr sämtliche Bürgersteige hochgeklappt werden. Wir beeilen uns alle, damit wir unser Dinner nicht verpassen und finden unser Ziel auch nach kurzer Suche. Die Old Creek Brewery bietet laut ihres Internetauftritts echtes Arizona BBQ und ich freue mich schon den ganzen Tag auf Brisket, Ribs und ein kaltes Bier. Bis auf Bier finde ich auf der Karte im definitiv zu krass klimatisierten Lokal dann aber leider nichts, was den vollmundigen Ankündigungen auf der Website entsprechen würde. Ich frage also unsere Waitress, die aber auch nicht zu wissen scheint, wovon ich spreche? Falsche Location? Negativ, wie der Check am Smartphone beweist. Vielleicht wissen die nix von ihrer Webseite oder es handelt sich um eine historische Version. Mit den Ribs habe ich zwar Glück, und auch das Sample Rack mit sieben verschiedenen Biersorten ist sehr lecker, aber bei gefühlten fünf Grad bin ich irgendwie nicht so entspannt beim Essen. Irgendwann später wird es dann noch kälter, und da sich um uns herum die Tische bereits leeren, vermuten wir dahinter eine Strategie und beenden unser Dinner ebenfalls. Statt einer Rechnung legt uns unsere Waitress dann erst mal das Etui mit ihrem Tagestrinkgeld auf den Tisch. Damit hätten wir dann auch gleich mal unser Abendessen bezahlten können, als ehrliche Menschen geben wir ihr das Etui aber natürlich wieder mit, worüber sie sich aber nur verhalten freut.
Weil es in der Summe doch reichlich Bier für jeden von uns war und unsere Tage momentan sowieso immer sehr lang sind, fallen wir gleich ins Bett, die Berichterstattung muss erst mal warten.
Der nächste Morgen startet mit einem Frühstück im Red Rock Cafe, das sich gleich neben unserem Motel befindet. Wir haben alle gefühlt riesigen Hunger, lassen dann aber doch von allem die Hälfte auf dem Teller zurück und beschließen, von jetzt an nur noch zwei Portionen zu ordern und diese dann durch drei zu teilen. Die Mengen, die hier aufgetischt werden, sind für den Standard-Mitteleuropäer eine echte Herausforderung.
Nach dem Frühstück wartet mal wieder ein Event auf uns. Wir machen uns auf zum Shop von Pink Jeep Tours, besser gesagt zu einem der Shops, da dieses Unternehmen hier ein ganzes Imperium darstellt, bestehend aus mehreren Fillialen, Gift Shops und einer enormen Fahrzeugflotte. Einen der pinken Jeeps besteigen wir gegen 9 Uhr, um einen zweistündigen Trip durch die Red Rocks zu wagen. Und tatsächlich ist es ein echtes Wagnis, denn die Route ist definitiv nur für stark umgebaute Fahrzeuge mit Vierradantrieb geeignet. Unser Guide hat sein Gefährt aber voll im Griff und meistert sowohl die steilsten Steigungen als auch die gefühlt senkrechten Gefällestrecken ohne Probleme. Daneben erzählt er uns jede Menge Interessantes über die Gegend, ihre Geschichte und die Entstehung der Red Rocks.
Als wir schließlich wieder reichlich durchgeschüttelt in Sedona ankommen, flanieren wir zunächst ein bisschen durch das Zentrum und landen um die Mittagszeit in einem kleinen Cafe, wo uns ein Stück hausgemachter Pecan Chocolate Chip Cake begeistert. Neben uns sitzt ein älterer Herr mit seiner Familie. Als ihm klar wird, dass wir aus Deutschland sind, fördert er aus seiner Erinnerung schnell alles zutage, was ihm aus seiner Zeit bei der Army im Gedächtnis geblieben ist. Dabei handlet es sich weitestgehend um deutsche Grundnahrungsmittel wie “Schnitzel” oder “Spätzli”, am Ende gibt er aber auch eine astreine erste Strophe von “In München steht ein Hofbräuhaus” zum besten.
Nächster Punkt auf unserem Tagesplan ist das viel gepriesene mexikanische Crafts & Arts Center Tlaque Paque. Das Setting und Ambiente sind tatsächlich auch ganz nett, inhaltlich bietet die Anlage aber nichts, was uns irgendwie anspricht. Wir hätten gerne auch noch mal einen Snack zu uns genommen, aber auch in dieser Hinsicht enttäuscht die Location auf ganzer Linie. Wir landen schließlich in einem ziemlich überteuerten Bistro und kehren etwas ermüdet zu unserer Unterkunft zurück. Wir beschließen, den Tag noch mal am Pool ausklingen zu lassen und legen uns mit unseren Büchern in die Nachmittagssonne, bis uns die Mücken wieder daran erinnern, dass es langsam Zeit für ein Abendessen wird.
Heute wollen wir mal nicht in ein Restaurant und haben uns statt dessen in einem Supermarkt ein paar Zutaten für ein improvisiertes Picknick vor unserer Moteltüre besorgt, Balkon gibt es hier leider keinen. Nach vorne raus kann man auch viel besser beobachten, was sich in so einem Motel so alles tut nach Einbruch der Dunkelheit. Die Mücken haben uns irgendwann wiederentdeckt und weil wir hier um zehn Uhr sowieso immer schon sehr müde sind, beschließen wir den Tag mit einer Flasche Bier aus der Brauerei vom Vortag.