Offene Rechnungen

Heute will ich mir endlich mal die Zeit nehmen, über den Ausgang für unsere Reklamationen, Beschwerden und Rückforderungen bei den noch offenen Punkten unserer letzten Reise vom September zu berichten. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich tatsächlich erst vor 10 Tage die letzte Information zu einem offenen Vorgang erhalten habe, ich bin also gar nicht so lange in Verzug.

Beginnen wir aber wieder vorne, ganz am Anfang unseres Trips. Wie sich das Herdenbaby noch immer schmerzhaft zurückerinnert, war es der holländischen Fluggesellschaft KLM leider nicht möglich, alle drei Reisenden unserer Gruppe inklusive ihres Gepäcks von München nach Los Angeles zu fliegen, ein Koffer wurde beim Zwischenstopp in Amsterdam nicht korrekt verladen, die beiden anderen Gepäckstücke erreichten ihr Ziel zwar zur richtigen Zeit, der optische Zustand entsprach aber eher dem eines Crashtest Dummies – nach dem Crash. Großzügig, wie man Fluggesellschaften so kennt, erhielten wir in Los Angeles die Erlaubnis, einen Betrag bis zu einer Höhe von $100 für notwendige Dinge des täglichen Bedarfs auf Kosten von KLM auszugeben. Neben ein paar Kosmetikartikeln wanderten am Ankunftstag ein paar Tops und Shorts sowie Unterwäsche und Badekleidung in den Einkaufskorb des Herdenbabys, was man halt so braucht, wenn man am Pazifik Urlaub macht.

Beim Versuch, den Betrag von knapp $100 nun von KLM zurückzufordern, wurden wir drei Wochen nach unserer Rückkehr nun doch noch einmal überrascht – leider nicht im positiven Sinne. KLM teilte uns mit, dass man sich anhand der von uns eingereichten Belege nur zu einer Erstattung von ca. 45 € veranlasst sehe, diese hätte man auch schon auf unser Konto angewiesen, Widerspruch also sinnlos. Liebe KLM, GEHT ES EIGENTLICH NOCH? Nur, damit ich es richtig verstehe: Ihr verbummelt unser Gepäck, auf das wir drei Tage warten müssen, wollt uns aber dann noch vorschreiben, welche Gegenstände aus unserem Gepäck für uns notwendig sind? Unsere beiden anderen Koffer waren übrigens nach dem Rückflug so sehr beschädigt, dass wir sie nur noch für insgesamt 10 € auf dem Flohmarkt verkaufen konnten. KLM – nie wieder.

Der nächste Kandidat auf meiner Liste war das Bryce Trails B&B in Tropic, das wir ja in so guter Erinnerung hatten, in dem es uns bei unserer Rückkehr aber so gar nicht mehr gefallen wollte. Ich habe leider noch keine Zeit gefunden, eine entsprechende Kritik auf einem Bewertungsportal zu hinterlassen, wollte aber wenigstens dem Betreiber ein klares Statement schicken. Dieses blieb bis heute leider unbeantwortet, was vielleicht daran liegen kann, dass ich am Ende meiner Mail darum gebeten habe, dass man uns kontaktiert, wenn man darüber nachdenken sollte, sich von dem Anwesen zu trennen, weil wir es dann wieder zu dem machen würden, was es früher einmal war. Vielleicht denken sie aber auch noch über unser Angebot nach, wir sind jedenfalls bereit!

Die nächste offene Rechnung hatten wir mit dem Anbieter für unsere Whale Watching Tour in Moss Landing / Monterey. Wie ich schon geschrieben hatte, haben wir vergeblich zur vereinbarten Zeit auf einen Mitarbeiter von SeaGoddess Whale Watching gewartet, telefonisch konnten wir leider auch niemanden erreichen. Meine E-Mail, die ich noch am gleichen Abend abgeschickt habe, wurde sehr schnell beantwortet. Darin hieß es, dass man uns via E-Mail benachrichtigt hätte, was – wie ich inzwischen mehr als ein Mal überprüft habe – nicht der Fall war. Zudem fände ich es nur sinnvoll, dass man im Falle einer Cancellation den Kunden telefonisch informiert, wenn man ihn denn schon dazu nötigt, eine Telefonnummer anzugeben. Entschädigen wollte man uns jedenfalls nicht, da wir die Tickets über Groupon erworben hätten. Man hat uns aber den hilfreichen Vorschlag gemacht, dass wir sie einfach zu einem späteren Zeitpunkt einlösen könnten, prima Idee, vielen Dank. Das Beschwerdemanagement von Groupon USA funktioniert zum Glück wesentlich besser als das von Groupon Deutschland und so bedurfte es nur zweier E-Mails, bis uns der Betrag in voller Höhe zurückerstattet wurde.

Der vorsrst letzte offene Posten betraf das falsch gebuchte Zimmer für unsere letzten beiden Übernachtungen in Santa Clarita. Wie ich schon geschrieben hatte, wurde vom deutschen Veranstalter statt eines Drei-Bett-Zimmers nur ein Standardzimmer mit einem Doppelbett gebucht und ich musste vor Ort für ca. $360 ein zusätzliches Zimmer reservieren. Die Mehrkosten wollte ich natürlich gerne erstattet haben, nicht ganz einfach, wie ihr euch vorstellen könnt. Verkompliziert wurde das ganze dadurch, dass ich für diese Buchung einen Service namens DreamCheaper genutzt habe. Man kann dort seine Reservierungsbestätigungen der großen Buchungsportale wie Expedia & Co. hinschicken und DreamCheaper versucht dann, im Zeitraum der kostenlosen Stornierbarkeit der Buchung das Zimmer anderswo günstiger zu bekommen, was in diesem Fall auch geklappt hat. Das ursprünglich von mir bei hotels.com gebuchte Zimmer wurde so noch einmal um ca. 25 € günstiger. Die von mir getätigte Buchung bei hotels.com wurde in diesem Zusammenhang von DreamCheaper storniert, weshalb nun DreamCheaper, die Ihren Sitz übrigens in Berlin haben, mein neuer Vertragspartner war. Den Anbieter alleine von dieser Tatsache zu überzeugen, bedurfte bereits einiger E-Mails und einer vorsorglichen Kontaktaufnahme mit meinem Rechtsschutzversicherer. Die Darlegung des Sachverhalts erforderte dann weitere E-Mails, dazwischen verstrichen immer ganze Wochen, bis ich eine Antwort erhielt. Das Ende vom Lied: DreamCheaper hatte beim zuständigen Veranstalter eine Erstattung von rund 130 € rausgeschlagen. Das erscheint jetzt erst mal nicht viel, bezieht man aber die 250 € Selbstbehalt bei meiner Versicherung für den Fall eines Rechtsstreits mit ein, ist es schon wieder kostendeckend. Zudem trifft DreamCheaper keine echte Schuld, da verutlich schon die von mir selbst ursprünglich getätigte Reservierung vom Veranstalter fehlerhaft umgesetzt wurde. Diese war aber im Zuge der Umbuchung storniert worden und ich hatte so keinerlei Handhabe mehr für einen Anspruch.

Das große Finale (21. – 24.9.)

Unsere gemeinsame Zeit in den USA neigt sich allmählich ihrem Ende zu und jedem von uns ist anzumerken, dass wir das nicht so richtig gut finden. Wir denken ja schon lange über unsere Idee für ein eigenes Business nach und viele der von uns druchreisten Regionen erscheinen uns als nahezu ideale Standorte dafür, so dass wir hier nicht weiter nur Urlauber sein wollen sondern eher ein Teil dieses Landes, das uns so fasziniert. Dass wir in vier Tagen wieder in ein Flugzeug steigen sollen, das uns zurück nach Deutschland bringt, will noch keiner so richtig wahrhaben. Jedes Herdenmitglied verbringt daher immer ein bisschen mehr Zeit mit sich selbst und den eigenen Gedanken. Aber auch dafür wollen wir uns auf einer so langen Reise mal etwas Zeit nehmen, daher soll der Donnerstag ein eher ruhiger Tag werden.

Wir verlassen unser Appartment in der Lone Oak Lodge, das eher die Größe einer 3-Zimmer-Wohnung hat und fahren weiter nach Carmel by the Sea. Dort holen wir uns in der Carmel Bakery Kaffee und Gebäck und laufen die Ocean Avenue hinunter zum Strand, wo wir uns auf ein paar Steine setzen und in der warmen Morgensonne frühstücken. Auf dem Weg sind wir an mehreren Maklerbüros vorbeigekommen, alle voll mit zum Verkauf stehenden Immobilien, von denen viele perfekt für die Umsetzung unseres Traums vom eigenen Business geeignet wären. Natürlich hat das, gerade auch in dieser doch eher exklusiven Gegend, alles seinen Preis.

Wegen der immer noch bestehenden Sperrung des Highway #1 bei Big Sur sind wir heute gezwungen, unseren Weg durch das Landesinnere fortzusetzen. Die Fahrt bis zum Tagesziel nach Pismo Beach führt uns durch Paso Robles und Sanluis Obispo. Aufgrund der Lage unserer heutigen Unterkunft, dem Seacrest Hotel, einem Oceanview Hotel direkt am Strand, verzichten wir auf ausgedehnte Besichtigungen der beiden Städtchen und fahren zügig durch, bis wir am frühen Nachmittag das Seacrest erreichen. Nach dem Checkin geht es sehr zügig Richtung Pool und Strand, wo sich jeder mit seiner Lieblingslektüre in die Sonne legt, um die inzwischen schon sehr intensive Bräune hier und da noch weiter zu intensivieren.

Gegen sechs Uhr beginnt der Wind etwas aufzufrischen und wir machen uns bereit für’s Abendessen. Ich habe für heute Abend einen Tisch im Ventana Grill reserviert, einem Lokal, das wir auch schon von früheren Aufenthalten hier kennen und das auch eine Erwähnung im Buch “Einen Scheiss muss ich” des von mir sehr geschätzten Autors Tommy Jaud gefunden hat, scheinbar waren nicht nur wir sehr angetan von diesem Restaurant. Vorher gehen wir noch mal runter an den Strand, den Sonnenuntergang genießen und für ein paar stimmungsvolle Fotos.

Unser Abendessen im Ventana Grill gehört wohl mit zu den besten kulinarischen Momenten dieser Reise. Von den Cocktails über die Clam Chowder bis hin zum Signature Burger mit Chorizostückchen im Patty empfanden wir alles als rundum gelungen, vom Dessert, dem zur Hälfte aus Eis und Kuchen bestehenden Ventana Mud Pie ganz zu schweigen. Sehr satt und sehr zufrieden fallen wir spät nachts in unsere Betten. Das Einschlafen wird dann aber doch noch etwas erschwert, erstmalig haben wir heute ein Problem mit den so häufig beklagten hellhörigen amerikanischen Hotels. Im Zimmer über uns wohnt vermutlich eine Gruppe chinesischer Kunstturnerinnen, die ihr Zimmer kurzerhand zum Trainingsraum erklärt hat, denn nur so lassen sich die wiederkehrenden schnellen Schritte, gefolgt von einem kräftigen “Rums” erklären, die uns bis kurz vor Mitternacht am Einschlafen hindern.

Ein Frühstück direkt am Meer unter der wärmenden Morgensonne ist einfach nur schwer zu toppen, da spielt es auch fast keine Rolle, dass die hier angebotenen Zutaten für das Inklusivfrühstück gar nicht mal so lecker sind. Die Kalifornier sind unter den Amis die absoluten Frühstücksmuffel, und wir müssen uns mehr am Blick auf den Strand und den Ozean als am Essen sättigen.

Mit einem Coffee 2 Go und einer Banane für alle Fälle treten wir die Fahrt zu unserer letzten Unterkunft für diese Reise an. Die Strecke führt uns zunächst nach Solvang, dieser kleinen Enklave dänischer Auswanderer mitten in den Vereinigten Staaten. Die Windmühlen und die im europäischen Stil erbauten Häuser, teilweise sogar mit Fachwerk, wirken hier wirklich irgendwie surreal und an einer Kreuzung zweier befahrener großer US-Bundesstraßen auch etwas fehl am Platz. Trotzdem zieht der Ort nach wie vor viele Besucher an, auch hier wieder überwiegend asiatischer Herkunft. Leider reicht es nur für einen kurzen Stopp in Morten’s Danish Bakery, das Pancake House von Paula müssen wir leider auslassen, zu schwer liegt uns noch unser Frühstück im Magen.

Wir fahren weiter nach Santa Barbara, wo wir nach einem kurzen Streifzug durch ein paar Läden dem Pier einen kurzen Besuch abstatten und uns dan für einen späten Lunch eine kleine Sushi Bar suchen. Den Besuch der Mission müssen wir leider auf einen späteren Besuch verschieben. Wir steuern schließlich noch unser vorletztes Ziel für heute an, die kleine Küstenstadt Ventura, eigentlich schon ein Vorort von Los Angeles. An der Kasse eines Ladens in einem Einkaufszentrum erleben wir dann einmal mehr eine für dieses Land typische Episode, als eine Frau ihren 50 $ Einkauf mit maximaler Gelassenheit auf 5 verschiedene Kreditkarten aufteilt, ohne sich davon stören zu lassen, dass wir auf die Bezahlung unserer zwei Gegenstände fast zehn Minuten warten müssen.

Leider finden wir in Ventura nicht ganz das, was wir uns davon erhofft hatten und beschließen, vor dem Abendessen noch bis zu unserem Ziel weiterzufahren. Unsere Unterkunft ist das La Quinta Inn & Suites in Santa Clarita / Stevenson Ranch, ein Ort, ein Ort, der seit dem Beginn unserer Reise mit einem großen Fragezeichen versehen ist, denn niemand außer mir weiß, warum es sich lohnt, ausgerechnet hier für die letzten beiden Nächte unserer Reise Quartier zu beziehen. Das Rätsel lüftet sich leider etwas früher als von mir gewollt bereits bei der Ankunft am Hotel, die meilenlange Zufahrtsstraße, an der die Unterkunft liegt, führt nämlich auch am Sixflags Magic Mountain Vergnügungspark vorbei. Als das Herdenbaby die nächtlich beleuchteten turmhohen Konstruktionen der zahlreichen Supercoaster entdeckt, weiß es zunächst nicht, ob es sich freuen oder mich verfluchen soll, die Entscheidung wird schließlich auf den Folgetag verlegt.

Im Hotel erwartet uns dann mal wieder eine Überraschung der besonderen Art. Wie für alle bisherigen Unterkünfte auch habe ich hier ein Zimmer für die Belegung durch drei Erwachsene gebucht. Dies sind dann entweder Zimmer mit zwei großen Doppelbetten oder Zimmer mit einem Doppelbett und einem zusätzlichen Bett in Form eines Schlafsofas oder ähnlichem. Unser Zimmer im La Quinta aber verfügt nur über ein Doppelbett und einen Sessel, der sich aber auch nach näherer Betrachtung nicht zu etwas umbauen läßt, worauf man schlafen könnte. Der Herr an der Rezeption erklärt mir, dass es wohl schon häufiger vorgekommen sei, dass die angebotenen Zimmerkategorien bei den Buchungsseiten von Expedia und Co. mit der falschen Zahl an möglichen Personen verknüpft seien. Eine kurze Recherche in meinen Unterlagen ergibt, dass ich vom Anbieter, über den die Buchung erfolgt ist, nur eine E-Mail-Adresse habe und es keine Telefonnummer gibt. Samstag um fünf Uhr Morgens würde ich dort vermutlich aber auch so niemanden erreichen. In unserer Not buchen wir also ein weiteres Zimmer, das kostet uns mal schnell 350 $ extra. Natürlich schreibe ich auch noch schnell eine Mail an den Buchungsdienstleister. Wie all die noch offenen Verfahren bei KLM, SeaGoddess Whale Watching usw. enden, werde ich in einem abschließenden Beitrag noch erwähnen.

Der vorletzte Tag unserer Reise beginnt mal wieder mit einem Inklusivfrühstück, leider nicht ansatzweise besser als das am Vortag. Heute haben wir aber leider auch keine Möglichkeit, sehr wählerisch zu sein, wir wollen nämlich eine ganze Weile vor Öffnung des Freizeitparks dort sein, um dem Chaos beim Parken und am Einlass zu entgehen, über das im Internet viel zu lesen ist. Unser Plan geht auf und wir sind wirklich sehr früh dran, angesichts der vor Ort verlangten 25 $ Parkgebühren erscheinen mir die 20 $, die ich bei der Vorabbuchung im Netz zu zahlen hatte, als Mega-Schnäppchen. Dann heißt es erst mal Schlangestehen. Etwa eine Stunde stehen wir vor den Toren in einer Schlange, die sich bis um 10:30 Uhr, als der Park endlich öffnet, bereits kilometerweit zu ziehen scheint. Das Zeremoniell beim Öffnen der Tore ist mal wieder amerikanisch bis in die Haarspitzen und pathetisch ohne Ende. Unser Weg führt zunächst mal zum Gästeservice, wo ich mir einen Accessibility Pass ausstellen lassen möchte. Dafür wird ein Schreiben eines Arztes benötigt, das gewissen formalen Ansprüchen genügen muss, die der Park auf seiner Internetseite auflistet. Dabei ist zum Beispiel die eindeutige Identifikationsnummer des Arztes eine zwingende Voraussetzung, weshalb ich etwas bedenken habe, ob mein aus Deutschland mitgebrachtes Schreiben überhaupt zulässig ist, die Art und Weise der Beeinträchtigung oder Behinderung der betreffenden Persone dürfen hingegen unter keinen Umständen auf dem Schreiben benannt werden. Aber egal, es dauert zwar lange, am Ende bekomme ich aber meinen Access Pass. Auf den Seiten von Sixflags habe ich es so verstanden, dass man sich damit bei den einzelnen Fahrgeschäften meldet und man dort eine Zeit genannt bekommt, zu der man dann ohne Wartezeit zu seiner Fahr kommt. Diese Annahme stellt sich aber schnell als großer Irrtum heraus, und bei Licht betrachtet ist dieser Pass für Menschen mit einer Behinderung eigentlich keine wirkliche Erleichterung. Der Passinhaber ist generell berechtigt, die Warteschlangen zu umgehen und so eine Fahrt ohne Wartezeit anzutreten. Auf dem Pass ist aber ein Zeitinterval vermerkt, in unserem Fall 90 Minuten. Dieses Intervall muss der Passinhaber zwischen zwei Fahrten verstreichen lassen, bevor er wieder eine Warteschlange umgehen darf. Bei einem sechsstündigen Aufenthalt ergäben sich so fünf mögliche Fahrten, angesichts der hohen Dichte an Attraktionen und gemessen an den exorbitanten Eintrittsgeldern eine eher unbefriedigende Ausbeute.

Gut, uns war das am Ende dann doch eher egal. Wir konnten in der zur Verfügung stehenden Zeit elf der 13 Supercoaster fahren und hatten jede Menge Spaß. Auch das Warten in einer Schlange kann hier durchaus hohes Unterhaltungspotential haben, denn auch wenn es sicher zu den eher fragwürdigen Unterhaltungswerten zählt entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn man beobachten darf, wie drei Angestellte den Haltebügel eines Fahrgeschäfts über dem Bauch eines besonders voluminösen Fahrgastes zum Einrasten bringen wollen.

Richtig stimmungsvoll wird es dann noch mal ab 19 Uhr, denn mit unserem Besuch läutet der Park auch die anstehende Halloween-Saison ein und mit dem Sonnenuntergang versinkt der Park in dichten Nebelschwaden und es streifen authentisch hergerichtete Untote durch die Anlage. Lediglich der schon den ganzen Tag über aus den Lautsprechern tönende Slogan “Let the terror begin”, der das Event entsprechend ankündigen soll, stößt bei uns auf leichte Verwirrung und Unverständnis.

Das Schafi mag ja keine Achterbahnen, trotzdem hält es mit uns fast neun Stunden lang im Park durch und wartet geduldig auf unsere Rückkehr. Zur Belohnung, und weil wir natürlich den letzten Abend auch irgendwie würdigen wollen, suchen wir zu später Stunde noch ein neben unserem Hotel liegendes Steakhouse auf. Das Outback Steakhouse überrascht mit unerwartet leckerem Essen, wir sind wieder mal total begeistert, und endlich bekomme ich auch meine Portion Lobster in einer rundum gelungenen Interpretation von Surf and Turf, noch dazu zu einem vernünftigen Preis.

Leider bringt der letzte Abend auch immer ein paar organisatorische Dinge mit, ich muss uns noch für den Flug am Folgetag einchecken und unsere Koffer müssen letztmalig gepackt und alle neu hinzugekommenen Dinge so verteilt werden, dass wir nicht an das Gepäcklimit von 23 kg pro Koffer stoßen, dank mitgeführter Kofferwaage aber kein Problem.

Für den Tag unserer Rückreise verzichten wir auf das complementary Breakfast im La Quinta und beladen zum letzten Mal unseren Dodge, um uns mit ihm auf den Weg nach Oxnard zum dortigen Farmer’s Market am Hafen zu machen, in der Hoffnung, dass wir dort ein gutes Frühstück in schönem Ambiente finden werden. Der Markt ist tatsächlich sehr nett, leider aber eher auf Feld- und Gartenerzeugnisse ausgerichtet, Kaffee und Gebäck, so wie wir das von anderen Märkten her kennen, gibt es hier nicht. Das in der Nähe befindliche kleine Kaffee lassen wir zugunsten besserer Alternativen, die sich noch auf unserem Weg finden sollen, links liegen, ein Entschluss, der sich noch als unüberlegt herausstellen soll.

Unser Weg führt weiter nach Malibu, wir hatten hier auf ein Kaffee in Strandnähe gehofft. Diese gibt es auch, allerdings bezahlt man bereits für die Zufahrt dorthin eine nicht gerade kleine Gebühr für’s Parken und inzwischen ist es auch schon so spät, dass wir die Hoffnung auf Frühstück begraben müssten, jetzt wird überall nur noch Mittagessen serviert, und ein Burger zum Frühstück ist nicht gerade das, was wir uns wünschen würden.

Dieser letzte Tag macht es uns nicht gerade leicht, die sonst so gut funktionierende Haltung unseres “Carpe Diem”-Konzeptes noch mal im Sinne eines Urlaubserlebnisses bis zum Schluss umzusetzen. Das Schafi hat hunger, das Herdenbaby sieht seine Fälle davonschwimmen, wäre gerne noch mal in Malibu am Strand gesessen oder hätte sich ein Souvenier ergattert, und ich finde sowieso, dass letzte Tage etwas völlig unnötiges sind, würde ich doch viel lieber gleich für immer hier bleiben. Schließlich gibt es also doch Burger und Salat zum Frühstück, und statt Strand fahren wir gleich weiter zu Alamo, um unseren Mietwagen abzugeben, eine Entscheidung, die Angesichts des inzwischen dichten Stadtverkehrs doch auch etwas positives hat.

Wir sind pünktlich am Flughafen, die Abfertigung an der Sicherheitskontrolle nimmt mal wieder die meiste Zeit in Anspruch. Diese inzwischen gleichermaßen notwendige wie lästige Prozedur ist tatsächlich der unschönste Aspekt an einem Flug, da störe ich mich noch nicht mal so sehr an den enorm langen Reisezeiten, mit anderen Verkehrsmitteln wären die ja noch länger. Trotzdem schlage ich der Herde vor, dass wir, sollten wir tatsächlich mal auswandern, ein alternatives Verkehrsmittel in Erwägung ziehen. Für die USA würde ich hier vielleicht auf ein Schiff zurückgreifen, irgendwie auch stilvoller, als so ein Flugzeug.

Ein letztes Highlight dieser Reise, auch wenn es von uns schon nicht mehr als solches wahrgenommen wird: Unser Flughafenshuttle am heimischen Airport entpuppt sich als Chauffeur im Anzug, der uns mit einem Tesla zurück nach Hause bringt. Hat man ja auch nicht jeden Tag, und das nette Gespräch bei der Fahrt macht einem das Ankommen auch erst mal leichter.

Whale unwatching (20.9.)

Wir verlassen San Francisco sehr früh am morgen bei Nieselregen. Wie uns ein Tour Guide gestern noch sagte, hatten wir mit dem gestrigen Tag den seit mehreren Monaten einzigen und wie es aussieht bis auf weiteres auch letzten klaren und sonnigen Tag, was uns auch nachträglich noch freut.

Auch beim Verlassen der Stadt bleibt uns ein Ritt über die für die meisten Autofahrer sicher nicht unproblematischen hügeligen Straßen von San Francisco erspart, wir sind schnell auf der CA-1 Richtung Süden unterwegs. Unser erster Stopp liegt dann irgendwo kurz vor Santa Cruz. Unsere Wahl für das Frühstück fällt auf ein Diner namens Whale City, das gegenüber eines kleinen Strandabschnittes liegt, an dem sich auch zu dieser frühen Stunde schon einige Surfer im kalten Wasser abmühen. Das Diner gefällt uns mal wieder richtig gut, es hat etwas sehr authentisches, das Personal ist sehr freundlich und das Essen sehr gut.

Auf dem Weg nach Monterey halten wir an mehreren Aussichtspunkten und in Santa Cruz, viel spektakuläres gibt es hier aber nicht zu berichten. Wir erreichen unsere Unterkunft für heute, die Lone Oak Lodge, am frühen Nachmittag, dürfen dort aber noch nicht einchecken, da der Check In erst ab 15 Uhr möglich ist und sich die Dame an der Anmeldung, die ohnehin den Eindruck erweckt, als hätten wir sie bei etwas Ultrawichtigem gestört, nicht nachsehen möchte, ob das Zimmer nicht vielleicht doch schon fertig ist. Also fahren wir mit unserem ganzen Gepäck erst mal wieder zurück nach Moss Landing, wo wir um 15:30 Uhr einen Bootstrip zum Whale Watching auf der SeaGoddess gebucht haben. Diese Fahrten sind normalerweise recht teuer, daher habe ich mich im Vorfeld mal bei Groupon umgesehen und dort ein vernünftiges Angebot ergattert

Bevor es losgehen kann, müssen wir erst mal beim Hafenmeister eine Parkerlaubnis für 8 $ erstehen, angesichts der zahlreichen freien Parkplätze eine aus unserer Sicht unnötige zusätzliche Einnahmequelle. Weil wir noch etwas früh dran sind, bleibt noch genug Zeit für einen improvisierten Picknick Lunch aus Resten, die wir in unserer Kühlbox so mitführen. In der Buchungsbestätigung ist angegeben, dass wir uns 30 Minuten vor Beginn der Tour am mobilen Büro des Anbieters registrieren müssen. An diesem hängt auch eine Info, dass die nächste Tour erst am kommenden Tag um 9:30 Uhr stattfindet, was wir schon ein bisschen merkwürdig finden. Als dann aber auch um 15:15 Uhr noch kein Mensch außer uns hier zu sehen ist, finden wir das schon etwas beunruhigend und ich krame in meinen Unterlagen, bis ich die Telefonnummer des Anbieters finde. Dort erreiche ich aber nur eine Mailbox, die für alle Fragen und Infos nur auf die Webseite verweist. Auch um 15:40 Uhr ist noch niemand gekommen und wir fragen mal beim Hafenmeister nach, dieser hat aber auch keinerlei Informationen und meint nur, dass das Boot noch am Liegeplatz liegt und es nicht so aussieht, als würde es in Kürze rausfahren.

Gefrustet fahren wir also zurück nach Monterey. Dort halten wir erst mal am Monterey Bay Aquarium, müssen aber feststellen, dass es in knapp einer Stunde schließen wird, da lohnt sich der verhältnismäßig hohe Eintrittspreis von 50 $ pro Person nicht wirklich. Wir wollen schon wieder gehen, als uns ein Angestellter fragt, warum wir nicht mehr ins Aquarium wollen. Wir erklären, dass es uns angesichts der kurzen verbleibenden Zeit nicht lohnenswert erscheint, worauf er antwortet, dass wir doch mal fragen sollen, vielleicht würde man uns ja gratis reinlassen. Eigentlich stört uns ja mehr die wenige verbleibende Zeit als die Tatsache, dass wir für das Aquarium Eintritt zahlen müssten und wollen schon dankend ablehnen, aber der Herr ist sehr hartnäckig und so gehen wir eben noch zu einem der Kassenschalter. Die Dame dort hört sich unser Anliegen an und offeriert dann erst mal spontan einen Discount von 10 %. Das wären dann ja immer noch 130 $, die können wir vermutlich auch besser investieren. Dann taucht aber plötzlich ein sehr gewichtiger Herr auf, vermutlich der Chef des ganzen Ladens. Sehr wort- und gestenreich erklärt er, dass wir für heute seine Gäste sind und wir keinen Eintritt zahlen müssen. Er beginnt dann zunächst damit, auf einem Plan der Anlage eine Route auszuarbeiten, bei der wir noch das meiste in der verbleibenden Zeit mitnehmen können. Als das erledigt ist, fragt er uns noch über unsere weiteren Reisepläne aus und gibt uns sehr detaillierte Infos über Orte, Routen und Restaurants. Als er damit fertig ist, bleiben uns gerade noch knapp 40 Minuten Zeit. Diese verbringen wir staunend vor den hier wirklich schön in Szene gesetzten Becken und Aquarien, das Monterey Bay Aquarium ist uns schon 2011 sehr positiv in Erinnerung geblieben.

Danach begeben wir uns noch ein wenig auf Shopping-Streifzug in der Cannary Row, wo die meisten Geschäfte schon die Saison beschließen wollen und die Preise für die anstehende Lagerräumung ordentlich reduziert haben. Dann geht es an die Auswahl der Dinner Location, um den inzwischen ordentlichen Hunger zu stillen. Unsere Wahl fällt zunächst auf eine Art Steakhouse. Wenn wir hier schon in bester Lage unterwegs sind, würde ich mir heute gern mal wieder Essen aus dem Ozean gönnen, am liebsten einen in der Region sehr populären und <vernünftig bepreisten Lobster, am besten als Surf and Turf in Kombination mit einem ordentlichen Stück Fleisch. Wir bestellen gerade unsere Getränke und sagen dem Kellner, dass wir für die Speisen noch etwas Zeit brauchen, als dieser uns mitteilt, dass wir entweder jetzt sofort bestellen müssen oder dann für die nächste Stunde nichts mehr bestellen können, weil sie erst mal eine gerade eingetroffene Busladung mit Touristen aus China versorgen müssten. Das ist uns dann doch etwas zu viel Service am Gast und wir machen uns auf die Suche nach einer Alternative. Wir finden diese schließlich in Sly’s McFly’s, einer Art Sports Bar, in der das Essen zwar nur solider Durchschnitt ist, dafür gibt es aber heute die reichhaltige Auswahl an regionalen Bieren zum halben Preis, was uns den etwas unglücklich verlaufenen Tag doch noch etwas versüßt. Die Beschwerde-E-Mail, die ich später noch im Hotelzimmer an den Touranbieter für das Whale Watching schreibe, erhält durch den vorangegangenen Happy Hour-Rundgang durch das Biersortiment bei Sly’s McFly’s dann auch noch mal eine ganz besonders eigene Dynamik …

If you’re going to San Francisco, you should wear a Windjacke (18. / 19.09.)

Unser Abschied von Groveland, dem Yosemite Rose und seiner Betreiberfamilie dauert lange, sehr lange. Zuerst lassen wir uns mal viel Zeit mit dem Frühstück, außer uns sind nur noch zwei weitere Paare als Gäste im B&B und das sind meist die Konstellationen für gegenseitiges Ausfragen über Herkunft und weitere Reiseziele, so auch an diesem Morgen. Zudem ist auch Don schon auf den Beinen und in Höchstform dabei, jedem von dem “amazing man” zu berichten, den er gerade in seinem Haus zu Gast hat. Auch wenn ich persönlich etwas Mühe mit dieser für mich weitaus übertriebenen Sicht auf meine eigene Person habe, wenn er es so sieht, soll es mir recht sein. Vielleicht werden wir so ja eher als potentielle Kandidaten für die Übernahme des Familienbetriebs in Erwägung gezogen, zögern würden wir sicherlich nicht.

Als ich das Auto schon mit unserem Gepäck belade, kommt Don noch mal mit raus und wir reden wieder eine halbe Stunde über dies und das, im Anschluss gibt es wieder Hugs und ich muss unbedingt noch mal mit nach drinnen kommen, wo der Rest in der Familie in der Küche rotiert. Erst als seine Frau von draußen so laut nach ihm ruft, dass auch der schwerhörige Don es hören muss, sieht er ein, dass es jetzt Zeit wird, dass alle ihrer Wege gehen. Wie beim letzten Mal bis zum Schluss winkend steht er in seiner Zufahrt und verabschiedet uns nach San Francisco, wo, wie er dem Schafi vorher mehrfach eindrücklich erläutert hat, man höllisch aufpassen muss wegen der vielen Einbahnstraßen und aller anderen Gefahren einer so verrückten Stadt.

Am Vorabend wurde uns erklärt, dass es sich bei San Francisco um eine sogenannte Sanctuary City handelt, eine Stadt, in der es scheinbar einen besonderen Schutz für Immigranten vor Strafverfolgung durch die Ausländerbehörden gibt, ein Konzept, das mir so noch nicht bekannt war und dessen Hintergründe ich bei nächster Gelegenheit noch mal googeln muss.

Der Weg in die Stadt verläuft – abgesehen vom starken Verkehr – eher unspektakulär, vorbei an zahlreichen Obstplantagen. Auch in der Stadt bleibt uns diesmal ein nervenaufreibender Ritt über die Hügel von San Francisco erspart, unser Hotel, das Fusion, ist nur ca. vier Turns vom Highway entfernt, daneben befindet sich – wie vorher recherchiert – eine noch halbwegs erschwingliche 24/7-Parkgarage, wo unser kleiner für 36 $ am Tag sicher unterkommt.

Das Zimmer im Fusion ist größer als erwartet, allerdings empfängt es uns mit einem unangenehmen Geruch nach Essig oder etwas ähnlichem. Allerdings ist es sauber.

Da wir bei unserem letzten Besuch nur zwei Straßen weiter Richtung Pazifik gewohnt haben, finde ich mich noch ziemlich gut zurecht und wir landen gleich in Chinatown. Neben einigen der zahlreichen kleinen Läden steht hier endlich auch mal ein Besuch einer Eastern Bakery auf dem Programm und ich bekomme endlich zwei der von mir so sehr geliebten Moon Cakes. Leider sehen wir zu spät, dass sie in der Bäckerei jede Menge verschiedentlich gefüllter Exemplare anbieten, ich hätte sonst gleich noch mal ein paar mehr mitgenommen.

Wir setzen unseren Weg fort, weiter Richtung Norden, hinunter zu den Piers. Am Pier 39 gibt es dann erst mal einen späten Lunch, bestehend aus den überall erhältlichen deep fried Calamaris und einem Fischsandwich. Danach folgt ein Besuch im Hard Rock Café, bevor wir uns auf den Weg zum Pier 33 machen, wo in Kürze die vorgebuchte Tour zum Abendrundgang durch Alcatraz startet. Leider ist es heute sehr windig und schon fast kühl, kein Vergleich zu unserem letzten Besuch, die Überfahrt mit der Fähre bietet daher heute auch nicht so viele schöne Ausblicke auf die Golden Gate Bridge und die Skyline von San Francisco. Auf der Knastinsel begeben wir uns gleich auf die Audiotour, ich höre sie mir diesmal auch in Deutsch an, weil ich herausfinden möchte, ob sie in der Übersetzung auch so eine atmosphärische Dichte mitbringt, wie das englische Original. Wie erwartet ist es den Machern aber nicht anz gelungen, die Originalkommentare wirken einfach authentischer als die verhältnismäßig gut gelungene Übersetzung. Leider fällt uns gleich noch etwas auf, der Audiorundgang wurde in den letzten Jahren wohl stark komprimiert und dauert jetzt nur noch 45 Minuten. In der Version, die wir noch 2011 zu hören bekamen, waren wesentlich mehr Details enthalten, schade eigentlich. Nach dem Rundgang, der aufgrund der vielen anderen Gäste diesmal auch ziemlich unruhig war, möchten wir uns noch das Feature zu Murder on the Rock über einen sehr gewalttätigen Insassen mit anschließender Demonstration der Schliessanlage anhören. Die Beiträge des Park Rangers sind für meine beiden Mitreisenden so gut wie nicht zu verstehen, zu schnell und gehetzt erzählt der Ranger die Geschichte eines armen Kerls aus ärmlichen Verhältnissen, der überall nur angeeckt ist, bis er nach einer schon sehr gewalttätigen Zeit bei der Army schließlich in Alcatraz landete, wo er am Ende einen Mithäftling ermordete. Erst nach der Verlegung in eine Resozialisierungseinrichtung wurde aus dem Mann ein geradezu mustergültiger Christ und Familienvater. Bis hier hin vielleicht noch etwas zu banal, der Schlußkommentar des Rangers, dass man Geschichten wie diese zum Anlass nehmen sollte, die Politik der Strafverfolgungsbehörden in den USA mal unter die Lupe zu nehmen und ggf. anzupassen, verwundert uns dann doch ein bisschen, ebenso, dass die angekündigte Demonstration der Schliessanlage heute wohl kommentarlos entfällt.

Zurück an Land entdecken wir einen der markanten Unterschiede zwischen San Francisco und Las Vegas vor dem Hintergrund amerikanischer Großstädte. Wenn in Las Vegas um 22:00 Uhr viele erst ihre Hotelzimmer verlassen, um sich – ganz egal ob am Wochenende oder unter der Woche – ins Nachtleben zu stürzen, ist in San Francisco um diese Zeit auch in einem belebten Touristenviertel wie der Fishermans Wharf schon Schicht im Schacht. Natürlich sind ein paar der besseren Lokale noch immer geöffnet, aber für den hungrigen Knastrückkehrer gibt es im Bereich Street Food nur noch das, was man sich jetzt mit den Möven teilen müsste, und da die hier ziemlich fett und sicher auch sehr energisch sein können, gehen wir lieber hungrig zurück ins Hotel und essen was von unseren Vorräten, darunter ein gar köstliches Stück Moon Cake für mich.

Unser zweiter Tag in San Francisco beginnt mal wieder früh, nicht zu früh, wie wir herausfinden, denn das von uns ausgewählte Frühstückscafé nahe unseres Hotels füllt sich nach unserem Eintreffen fast schlagaritg bis auf den letzten Platz. So gestärkt wollen wir uns mit der Cable Car auf den Weg hinunter an den Pazifik machen, wo wir die Stadtrundfahrt mit Big Bus Tours beginnen wollen. Leider ist der Zug, auf den wir ohnehin schon ziemlich lange warten müssen schon so voll, dass wir als Einstiegspunkt für die Fahrt den nahegelegenen Union Square auswählen. Beim Anblick unserer PrintHome Tickets von GetYourGuide herrscht zunächst allgemeine Verwirrung bei den diversen Mitarbeitern der Tourbusbetreiber. Mit “Is this our company?” hält jeder dem anderen mal einen Voucher unter die nase und alle kucken sich nur an. Auf die Idee, einfach mal mit einem Barcode-Scanner den QR-Code zu scannen und zu validieren kommt erst der Supervisor, der seinen Titel daher scheinbar zu recht trägt. Als wir endlich unsere Legitimität bestätigt haben und nicht weiter als blinde Passagiere gelten (oh, das ist witzig!), sind alle Plätze auf dem Oberdeck schon belegt und wir finden nur im dunklen Innenraum des Busses noch einen Platz. Wir fahren erst mal mit bis zum Übergang zur Sausalito Loop, ich wollte gerne der Ansiedlung von Hausbooten dort mal einen Besuch abstatten. Der Bus fährt aber nur durch Downtown, wo wir zwar aussteigen und ein bisschen umherschlendern, was aber, abgesehen von recht teuren Boutiquen, nicht so viel zu bieten hat. Die Hausboote sehen wir erst, als wir mit dem Bus wieder zurückfahren, dort ist aber kein extra Stop eingeplant. Schon komisch, wie hier manchmal gewichtet wird, ist doch diese Ansiedlung von Hippies und sonst wie übrig gebliebenen das, was man im Netz als erstes findet, wenn man sich über diesen Vorort von San Francisco informiert.

Wir absolvieren eine weitere halbe Runde mit dem Bus, was angesichts der Verkehrslage hier eine wirklich zeitraubende Angelegenheit ist. Künftig würde ich hier lieber selbst eine Route der relevanten Sehenswürdigkeiten erstellen und dann jeweils ein Uber oder Lyft rufen, um den Transport von A nach B zu übernehmen, das wird dann in der Summe auch nicht mehr kosten, wie die Tickets für den Bus. Diesmal können wir aber schön oben in der Sonne sitzen, San Francisco zeigt sich heute von seiner eher einladenden Seite, der Himmel über der Stadt ist nahezu wolkenlos. Wieder zurück an den Piers statten wir erst mal den Seelöwen einen Besuch ab. Im Sea Lion Center wollen wir uns erklären lassen, was es mit den Tieren auf sich hat, erfahren aber, dass man es eigentlich auch nicht so genau weiß. Irgendwann nach dem großen Erdbeben von 1989 waren die Tiere plötzlich da, die bis dahin auf einer weiter vorgelagerten Insel beheimatet waren. Die Pier-Verwaltung wollte sie zunächst entfernen lassen, angesichts ihres Status als Besuchermagnet durften sie aber bleiben und haben inzwischen einen festen Platz als Attraktion.

Nächstes Ziel ist Height Ashbury, ein sehr alternatives Viertel mit viel Second Hand und Vintage in den Läden und einer überall umherwabernden Wolke, die man sonst so nur beim Umherstreifen in Amsterdam kennt. Von hier aus nehmen wir nach einem ausgiebigen Streifzug und einem günstigen Lunch in einem mexikanischen Restaurant einen der letzten Busse zurück zur Basis, wo wir dann auf einen Bus für die nächtliche Panoramafahrt umsteigen wollen.

Wir bekommen einen Platz auf dem Bus um 19:30 Uhr, das angekündigte Panorama beschränkt sich aber eher auf beleuchtete Straßenschluchten, die der Bus angesichts des dichten Feierabendverkehrs überwiegend im Schritttempo durchschleicht. Gegen Ende fahren wir noch über eine endlos lang wirkende zweigeschossige Brücke, in deren von den Verstrebungen gebildeten Unterständen ganze Horden von Obdachlosen ihre Behausungen errichtet haben. Nach einem Stop auf einem Parkplatz mit Ausblick auf das beleuchtete nächtliche San Francisco geht es zurück zu den Piers.

Ich wollte für unser Dinner heute gerne noch mal Richtung Chinatown in eines der über hundert Restaurants dort, angesichts der schwindenden Gesundheit vom Schafi und weil eigentlich auch keiner so richtig Hunger hat, gibt es eine Planänderung und wir schneien nur kurz beim Superbäcker Boudin rein, um uns dort eine Pizza zu holen, die wir uns dann teilen können. Hier hätten wir uns dann aber doch deutlich mehr erwartet, die Pizza für 12 $ hat die größe einer geschrumpften Version eines Pendants von Wagner und schmecken tut sie auch nicht besser. Keine Ahnung, womit dieser Laden so berühmt geworden ist.

Making Memories (16. / 17.9.)

Der Tag beginnt erst mal leicht problematisch. In der irrigen Annahme, dass es sich bei einem Pumpkin Spice Latte um einen mit Gewürz angereicherten Café Latte handelt, bestelle ich davon im Starbucks hinter der Village Lodge zwei Stück, nur um später im Auto dann festzustellen, dass es sich dabei um ein pappsüßes Gebräu handelt, das mit Kaffee ungefähr so viel gemein hat wie ein Pulled Pork Sandwich mit einem Nutellabrot. Gut, jetzt ist es schon passiert, und die 9,50 $ will man auch nicht unbedingt in den Ausguss kippen. Wir beladen also mit etwas weniger Elan als sonst unser Fahrzeug und starten Richtung Norden, wo nach ca. einer Stunde Fahrzeit der erste Stop auf uns wartet, die Überreste der alten Goldgräbersiedlung Bodie.

Der Weg verläuft im letzten Teilstück etwas abenteuerlich, denn man fährt die letzten zehn Meilen auf einer nur spärlich mit Wegweisern versehenen Gravel Road. Es gibt so gut wie keinen Verkehr auf der Strecke und wir haben mehrmals den Verdacht, hier falsch zu sein, bis wir dann doch irgendwann auf eine längere Schlange an Fahrzeugen stoßen, die sich vor einem Kassenhäuschen stauen. Hier geht es erst mal nicht weiter, wir stehen eine ganze Weile an, ohne dass sich die Schlange auch nur einen Meter bewegt. Den Kollegen im Fahrzeug vor uns, der vielleicht auch das falsche Getränk bei Starbucks geordert hat, bringt die Warterei recht schnell auf die Palme. Er verläßt sein Auto und läuft lamentierend daneben auf und ab. Als wir dann irgendwann an der Reihe sind, mit unserem Auto den Check Point zu passieren, wird uns klar, warum es hier nicht so zügig voran geht, der Kollege im Kassenhäuschen hält gern mal ein Schwätzchen mit jedem, der hier einfährt. Zudem wird nur Bargeld akzeptiert, in unserem Fall 26 $ inkl. Guide für das Gelände, wir haben’s passend, die nach uns kommenden werden es uns danken.

Ich wollte schon immer mal eine der zahlreichen Geisterstädte in den USA besuchen. Doch auch wenn zu der relativ frühen Stunde noch gar nicht so viele Besucher hier sind, ein richtiges Geisterstadt-Feeling will sich bei mir nicht einstellen. Interessant ist es aber trotzdem. Gerade der Blick ins Innere der Gebäude (leider nur durch die Fenster, die Gebäude bleiben für den Regelbetrieb geschlossen) offenbart echte Einblicke in das damalige Leben. Ich versuche mir vorzustellen, wie sich das Leben vor ca. 150 Jahren hier abgespielt haben mag, die Relikte, die die Zeit bis heute überdauert haben, liefern für meine Vorstellungskraft aber nicht genug Anhaltspunkte, um daraus das Bild einer belebten Kleinstadt aus der Goldrush Era zu entwerfen.

Unser Weg führt uns weiter über den Tioga Pass direkt in den Yosemite Nationalpark. Auch diese Strecke ist uns von einem früheren Besuch noch sehr vertraut. In den höheren Lagen des Parks ist es aber heute sehr windig und bewölkt, wir stoppen an mehrerenAussichtspunkten, ein weiteres stimmungsvolles Foto von El Cap will mir aber nicht gelingen, nur der Half Dome zeigt sich in weiter Ferne und verschleiert. Der Park steht diesmal auch nicht im Mittelpunkt unseres Besuchs und so fahren wir nur langsam die Meilen bis zum gegenüberliegenden Ausgang, leider können wir dabei auch keine Sichtungen von einheimischen Tieren verzeichnen. Direkt hinter dem Park befindet sich dann auch schon der kleine Ort Groveland, in dessen unmittelbarer Nähe sich unsere Unterkunft für die nächsten beiden Tage befindet, das Yosemite Rose B&B. Weil wir auch hier schon einmal zu Gast waren, ich aber der einzige bin, der das zum jetzigen Zeitpunkt weiß, erkläre ich noch einen Stop bei einem Supermarkt für dringend notwendig. Das B&B liegt doch etwas abgelegen, und es ist hier draußen nach Einbruch der Dämmerung sehr dunkel. Dafür bietet das B&B viel Platz und die richtigen Voraussetzungen für ein Abendessen nach deutscher Tradition. Wir versorgen uns also mit Brot, Wurst, Käse und ein paar Oliven und natürlich darf auch eine auffällige Flasche einer ortsansässigen Brauerei nicht fehlen.

So ausgerüstet machen wir uns auf die letzten 12 km bis zum Ziel. Beim passieren eines Pizzalokals, in dem wir schon mal gegessen haben, fällt beim Schafi leider der Groschen und das Geheimnis um unsere Unterkunft ist gelüftet. Der volle Parkplatz zeigt, dass das B&B scheinbar immer noch zu den gut gebuchten Adressen zählt, zudem besteht vielleicht die Möglichkeit für ein paar nette Gespräche mit anderen Gästen, ein Grund, warum wir gerne solche Unterkünfte wählen. Tatsächlich bin ich aber noch aus einem anderen Grund froh darüber, dass es uns noch einmal möglich war, hier her zurückzukommen. Wir hatten beim letzten Besuch einen schon beinahe freundschaftlichen Kontakt zu den Betreibern, spezielldie beiden Gründer, Don und Kathrine, sind mir über all die Jahre im Gedächtnis geblieben.

Von den beiden ist bei unserer Ankunft aber erst mal nichts zu sehen. Begrüßt werden wir von einem Herren Namens Daniel, den wir scheinbar gerade beim Klavierspielen gestört haben. Er fragt als erstes mal nach meiner Kreditkarte und gibt uns dann eine kurze Tour durch’s Haus. Das Zimmer, das wir diesmal bewohnen ist klein aber sauber, was man von der Küche leider wieder mal nicht behaupten kann. Wir stoßen dort auf diverse Essensreste und benutztes Geschirr, zudem machen die Arbeitsflächen und der Fußboden den Eindruck, als müsste sich dringend wieder mal jemand um deren Reinigung kümmern, ich kann das Schafi nur mit Mühe davon abhalten, als dieser Jemand einzuspringen. Das hatten wir irgendwie anders in Erinnerung, auch dass auf unserem Zimmer keine Handtücher liegen und der Empfang der Gäste mal wieder an jemanden delegiert wurde, den wir nicht erwartet haben, will uns nicht so richtig gefallen. Anstelle anderer Menschen stoßen wir dafür auf eine sich stetig vergrößernde Anzahl von Hunden, die scheinbar ungehindert Zugang zum Haus und speziell zur Küche erhalten, all das wirkt irgendwie zunehmend beklemmend.

Wir setzen uns schließlich mit unseren mitgebrachten Lebensmitteln auf die Veranda und versuchen, unsere ersten Eindrücke zu verarbeiten. Während wir da so sitzen, beobachten wir irgendwann durch eines der Fenster Aktivität in der Küche. Gary, wie er sich uns später vorstellt, ist der Ehemann der derzeitigen Betreiberin des B&B und scheinbar von uns dreien sehr angetan, zumindest ist “You are so wonderful people” abwechselnd mit “You are all so good looking guys” in den ersten fünf Minuten das Einzige, was wir von ihm zu hören bekommen. Irgendwann scheint er sich dann zu beruhigen und möchte uns gerne was zu Essen kochen, naja, das haben wir ja inzwischen schon hinter uns. Dann will er uns wenigstens noch ein Bier spendieren, dabei erzählt er uns von seiner Zeit bei der Army, die er – wie wohl tatsächlich jeder dritte Ami – in Deutschland, genauer in Bamberg verbracht hat. Er setzt sich mit uns an den Tisch und wir reden über alles mögliche mit ihm. Jetzt habe ich auch endlich Gelegenheit, nach den früheren Eigentümern zu fragen. Diese würden inzwischen etwas weiter außerhalb wohnen, die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Aufeinandertreffen ist da wohl eher gering. Gary outet sich im weiteren Verlauf der Unterhaltung als ziemlich chauvinistischer und etwas prahlerischer Kapitalist. Als wir über unsere Jobs sprechen, versucht er eine Weile, uns davon zu überzeugen, uns auf Jobs zu konzentrieren, die einen erschaffenden Aspekt beinhalten und dann nach Amerika umzusiedeln. Als wir ihm erklären, dass wir viel lieber einen Familienbetrieb hätten, so wie ihn seine Frau hier betreibt, verabschiedet er sich sehr schnell, das ist wohl so gar nicht seine Welt. Mit einem Schluck eines recht guten Whiskeys, der hier für die Allgemeinheit auf dem Tisch im Esszimmer bereitsteht, begeben wir uns auf unser Zimmer und schlafen bald darauf ein.

Der nächste Tag beginnt mit einem erwartungsgemäß guten Frühstück auf der Veranda. Heute treffen wir auch auf Scelestia, den eigentlichen Inn Keeper. Auch Daniel, der barfuß durch’s Haus laufende Rezeptionist vom Vortag, ist wieder da, wirkt heute aber sehr viel beflissener als am Vortag. Das B&B ist tatsächlich ausgebucht, alle Tische sind besetzt. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass wir nicht gefragt werden, ob uns die Kombi aus French Toast und Bratwurst, die im zweiten Gang serviert wird, jedem zusagt, das Herdenbaby wenigstens verdreht angesichts der Wurst die Augen und jeweils ein Stück wandert auf den Teller vom Schafi bzw. auf meinen eigenen.

Nach dem ansonsten ausgezeichneten Frühstück wird es Zeit für meine nächste Überraschung. Ich hatte Scelestia noch von Vegas aus angerufen, um bei ihr einen kleinen Ausritt für das Herdenbaby zu organisieren, da wir auf unserer Reise keine der anderen sich bietenden Gelegenheiten nutzen konnten und ich mich daran erinnert habe, dass dieser Service auch bei unserem letzten Besuch schon angeboten wurde. Das Herdenbaby weiß erst mal gar nicht, wie es reagieren soll. Vorfreude und die Angst, irgend etwas falsch zu machen, wechseln sich minütlich ab. Scelestia erklärt, dass sie die Pferde erst einfangen muss, da sich diese auf einer für deutsche Verhältnisse riesigen Koppel frei bewegen können und daher keinen unbedingten Drang verspüren, von einem Reiter für einen Ausritt hergerichtet zu werden. Wir beobachten das Spektakel aus der Ferne und haben schon die Befürchtung, dass die Aktion doch ausfallen oder verschoben werden muss, schließlich gelingt es aber doch, zwei Tiere zu satteln und reitfertig zu machen.

Während der kommenden fast zwei Stunden werden ein paar organisatorische Dinge erledigt, darunter auch mal ein Kassensturz und eine Bilanz unserer bisherigen Ausgaben. Wir liegen absolut im grünen Bereich und können unsere letzte Woche in den USA beruhigt genießen, ohne auf jeden Cent achten zu müssen.

Nach dem Ende der Reitstunde stecken wir unsere Ausflugsziele für den restlichen Tag ab. Beginnen wollen wir im Calaveras Big Trees Preserve, einem State Park, in dem man – wie im derzeit geschlossenen Mariposa Grove im Nationalpark – die gigantischen Sequoias bestaunen kann.

Der Weg dort hin zieht sich leider ziemlich in die Länge, da er in großen Teilen entlang an malerischen Hängen und einem großen See verläuft, landschaftlich top, fahrerisch aber wegen der vielen Serpentinen und der geringen Geschwindigkeit eher eine Herausforderung. Der Park selbst ist den Ausflug aber auf jeden Fall wert. Auch wenn die aufgestellten Kästen mit den Guides für die self-guided Tour ledier alle leer sind, die gigantischen Baumriesen werden an zahlreichen Stationen gekonnt in Szene gesetzt und es bieten sich einem zahlreiche Fotomotive.

Wesentlich später als erwartet setzen wir unseren Weg weiter fort, nächstes Ziel ist Murphys, eine Kleinstadt aus der Goldgräber-Epoche, die deren Ende aber überdauert hat und die Überreste dieser Zeit heute tourismuswirksam in Szene setzt. Als wir dort ankommen müssen wir aber leider feststellen, dass dort an einem Sonntag am späten Nachmittag nichts mehr los ist und bereits alles geschlossen hat, ähnliches wird dann wohl auch auf das letzte Ziel, den Columbia Historic State Park zutreffen.

Bei der Frage nach dem Ort für unser heutiges Dinner gewinnt die Veranda unseres B&B erneut den Zuschlag und wir stocken in einem Markt noch unsere Vorräte auf. Der Vorsatz, heute mal ohne Alkohol auszukommen wird in geradezu lächerlich kurzer Zeit von einer Flasche eines Imperial Stouts mit einem Totenkopf auf dem Label vernichtet, das wir beim besten Willen nicht zurücklassen können.

Zurück in der Unterkunft stellen wir fest, dass wohl nur wenige Gäste bis zum Montag bleiben werden, es sieht ziemlich leer aus. Als wir unsere Vorräte auf die Veranda bringen wollen, entdecken wir dann tatsächlich Don, den Gründer des B&B, in einer Ecke sitzend. Nach einer kurzen Phase des Erinnerns scheint ihm unser Besuch von vor sechs Jahren wieder sehr präsent zu sein. Er setzt sich – wie sein Schwiegersohn am Vorabend – mit zu uns an den Tisch und wir führen alle eine angeregte und interessante Unterhaltung. Mehrfach will uns Don davon überzeugen, dass wir genau das sind, was dieses Land braucht, im Gegensatz zu den ganzen illegalen Einwanderern. Tja, er ist halt ein Republikaner durch und durch, aber dass er mir mehrfach anbietet, ein Schreiben für uns zu verfassen, falls es uns die Übersiedlung erleichtern würde, und mir dafür sogar noch seine private E-Mail-Adresse aufschreibt, finde ich schon beinahe rührend. Dass er aber die ganze Familie antreten läßt, um dem “amazing man from Germany” die Hand zu schütteln, inklusive seiner Enkelkinder, überfordert mich eher etwas. Da könnte ich mich noch mehr mit der Idee anfreunden, das von ihm geforderte Buch zu schreiben, denn “you gotta tell the people. About your live as a handicapped guy”. Well, actually i am not sure about that.

Wir haben auf unserem bisherigen Reiseverlauf viele sagenhaft schöne Orte gesehen und viele kurzfristige Bekanntschaften gemacht, aber dieser Ort nahe des Yosemite Nationalparks wäre wie für uns geschaffen. Von den klimatischen Verhältnissen, die hier das ganze Jahr über herrschen bis hin zu den unendlichen Weiten, die einem einfach ein Gefühl von Freiheit und Unbedrängtheit vermitteln, passt hier einfach alles. Leider geht die Zuneigung der herzlichen Leute, die das Yosemite Rose führen nicht so weit, dass sie uns als potenzielle Nachfolger in Erwägung ziehen würden, aber nach einer Runde Hugs für alle meint Don noch, dass wir nach unserer Umsiedelung eine Woche gratis bei ihm wohnen dürften. Wenn das mal kein Ansporn ist?

From Hell to Heaven (15.9.)

Die Optionen für ein schnelles und günstiges Frühstück im Death Valley, speziell in unserer kleinen Oase Furnace Creek, sind nicht so üppig vorhanden, weshalb wir uns wider besseren Wissens dafür entscheiden, das Buffet-Restaurant aufzusuchen. Wir geraten zu noch sehr früher Stunde an eine besonders lustige Türsteherin, die meine Frage nach dem Preis für das Frühstück mit “It’s 100 Dollar” beantwortet. Gut, sie kann nicht wissen, dass ich noch keinen Kaffee hatte und sie noch dazu auch nur schlecht verstanden habe, weil sie eine ziemliche Piepsstimme hat, und ich sehe sie erst mal nur ziemlich entgeistert an. Als sie merkt, dass ihr spezieller Humor nicht zünden will, korrigiert sie ihre Offerte auf 12,95 Dollar. Weil ich schon in Übung bin, behalte ich meinen Gesichtsausdruck noch ein bisschen bei, vielleicht geht ja noch mal was beim Preis, aber es tut sich nichts mehr und wir übergeben ihr unsere Kreditkarte und dürfen rein. Das Angebot entspricht einem durchschnittlich amerikanischem Frühstücksbuffet, es gibt überwiegend Convenience-Produkte., aber es schmeckt nicht schlecht und jeder findet was, mancher verliert aufgrund des Angebots auch erst mal die Kontrolle und leidet später an den Folgen.

Kurze Zeit später sitzen wir schon wieder in unserem kleinen Grauen, unterwegs in Richtung Nordwesten. Wir stoppen noch für ein paar Fotos an den Mesquite Flat Sand Dunes, weitere Wanderungen unternehmen wir aber nicht, die Distanzen sind vom Parkplatz aus doch recht weit und wir wollen nicht schon unsere gesamten Tagesenergien für einen Marsch im Sand unter der schon sehr intensiven Sonne verbraten.

Durch die aufgrund des bereits verbrauchten Datenvolumens meines Mobilfunkanschlusses eingeschränkte Recherchemöglichkeit gelingt es mir nicht, die richtige Abfahrt zur Movie Loop Road in den Alabama Hills zu finden. Nach allem was ich bisher gelesen hatte, hätte man sie eigentlich nicht verfehlen können, wenn man wie wir aus dem Valley durch Lone Pine fährt, aber wir haben das entsprechende Schild einfach nicht gesehen. Also fahren wir nach einem kurzen Tank-und-Snack-Stop direkt weiter zu unserem Tagesziel für heute, der Village Lodge in Mammoth Lakes.

Unser Zimmer gleicht diesmal eher einer Ferienwohnung, es gibt eine voll ausgestattete Küche, einen Essbereich sowie ein Wohnzimmer mit Kamin und ein separates Schlafzimmer, alles zu einem erschwinglichen Preis. Mammoth Lakes ist längst nicht mehr nur ein Magnet für alle Wintersportler, den Rest des Jahres tummeln sich hier die Down Hill Biker und eine Menge Hiker, die das umfangreiche Seengebiet zu Fuß erkunden. Und es gibt jede Menge Leute wie wir, die den Ort nur als Stop Over für eine Nacht nutzen, was – wie uns eine ältere Dame im Lift erklärt – eine echte Schande sei. Recht hat sie, denn auch wenn es hier ein bisschen aussieht wie im heimischen Schwarzwald und man für dieses Erlebnis nicht so weit hätte reisen müssen, schön ist es tatsächlich, auch wenn auf den umliegenden Berggipfeln bereits Schnee zu sehen ist, was nach 40 Grad im Death Valley mal einfach gar nicht geht. Auf unserer Höhe ist es aber im Sonnenschein noch angenehm warm. Und weil wir noch ziemlich früh dran sind, beschließen wir, gleich noch ein Ziel in Angriff zu nehmen, das wir eigentlich erst für den Folgetag auf der Agenda hatten.

Der Mono Lake liegt ca. eine halbe Stunde Fahrt von unserer Unterkunft entfernt, dank unseres Annual Pass für die Nationalparks kommen wir auch hier mal wieder kostenlos rein, die 80 $ waren tatsächlich eine sehr lohnenswerte Investition. Schon auf dem Weg zum See sehen wir zahlreiche der korallenähnlichen Gebilde, die sich nach dem drastischen Rückgang des Wasserspiegels des Sees jetzt im Trockenen befinden. Am Ufer sehen wir dann aber noch wesentlich mehr der bizarren Gebilde, ein toller Anblick in der schon tief stehenden Nachmittagssonne. Von der Idee, wenigstens mal ein bisschen durch das flache Uferwasser zu waten, halten uns dann allerdings gigantische Schwärme von sich auf dem Wasser tummelnden Fliegen ab. Wie uns eine spätere Infotafel erklärt, handelt es sich um eine Art, die sich den speziellen Bedingungen hier angepasst hat. Die Tiere können tauchen und legen ihre Eier unter Wasser in einer Art Gallerthülle ab. Die Insekten können bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben, angesichts des Gewusels an der Oberfläche scheinen sie davon nicht so viel Gebrauch zu machen.

Nach der Rückkehr in Mammoth Lakes haben dann schon alle ein mehr oder weniger großes Loch im Bauch und wir entschließen uns, den von mir vorausgewählten Ort für unser heutiges Dinner jetzt gleich aufzusuchen. Bei der Vorabrecherche erweckte die Mammoth Brewing Company mein Interesse, eigentlich eher aufgrund der auf der Webseite gelisteten Seasonals als wegen dem angebotenen Essen, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt näher in Augenschein genommen habe. Zum Glück ist die Brauerei diesmal wenigstens zu Fuß von unserem Hotel erreichbar, so dass heute mal alle in den Genuss kommen können und kein Fahrer benötigt wird. Wir finden die Brauerei schnell, sind dann aber erst mal etwas irritiert, da auf einem Schild eine Privatveranstaltung angezeigt wird und sich jede Menge Menschen in unterschiedlichen Schlangen anstellen. Zum Glück bemerkt eine der Angestellten unsere ratlosen Gesichter und wir fragen, ob wir denn hier heute auch essen können. Können wir, und nach kurzer Unterweisung sind uns auch die unterschiedlichen Schlangen klar. Die nächste Herausforderung stellt sich dann beim Blick auf das Menu. Wie hier schon oft erlebt steht da nicht nur “Currywurst” auf der Karte sondern es wurde vermutlich ein ehemaliger Student der Sprach- und Literaturwissenschaft engagiert, um die Currywurst in einem kleinen Heldenepos zu besingen. Die schönsten Zitate daraus wandern dann auf die Speisekarte, um das Gericht, sei es auch noch so einfach, kundenwirksam in Szene zu setzen. Gut, einfach klingt hier aber erst mal gar nix, und wenn, dann nur auf den ersten Blick, wie im Falle des “Damn Good Burgers”, der es aufgrund seiner blumigen Beschreibung auch gleich auf unsere Checkliste schafft. Dazu eine Portion Fritten, die hier aus Brotteig hergestellt werden, dazu noch ein Pulled Pork Burger und ein aus sieben kleinen Gläsern bestehender Streifzug durch die hier hergestellten Seasonal Brews, fertig ist das Dinner, das vermutlich auch die komplette Familie Wolny satt gemacht hätte, auch wenn die vermutlich die hervorragende Qualität des Essens nicht zu schätzen gewusst hätten. Wir hingegen sind begeistert, vermutlich aber einfach nichts mehr gewöhnt, denn das Menü für zwei macht uns drei so satt, dass wirklich nichts mehr reingehen würde. Zudem wandern drei der insgesamt sieben verkosteten Biere auf unsere Favoritenliste. Entsprechend enttäuscht sind wir, als wir feststellen müssen, dass davon nur eines in Flaschen zum Verkauf angeboten wird. Einen kompletten Growler einer der anderen beiden Sorten wollen wir dann doch nicht mit auf die weitere Reise nehmen. Dafür nehmen wir für einen heimischen Nachbauversuch den erläuternden Zettel mit, auf dem die jeweiligen Zusammensetzungen und Brauverfahren recht detailliert beschrieben werden. Letztendlich wandern zwei endlich mal anständig große Flaschen in unseren Koffer, die es aber vermutlich nicht bis mit nach Hause schaffen, allenfalls die Flaschen werde ich als Andenken für die Sammlung auf unserem Küchenschrank retten können.

Tal des Todes (14.9.)

Unser Abschied von Las Vegas, der Stadt die niemals schläft, vollzieht sich beinahe unspektakulär, verglichen mit dem Schreckmoment bei unserer Ankunft. Auto vom Parkservice holen, Koffer rein und zwei mal abbiegen, schon sind wir auf der Interstate Richtung südwesten unterwegs, die uns fast bis an unser heutiges Tagesziel, die Furnace Creek Ranch inmitten des Death Valleys bringen soll.

Es hätte vermutlich keinerlei Unterschied gemacht, aber wir wollten direkt nach dem Aufstehen erst mal raus aus der Stadt, auch wenn es hier so etwas wie Berufsverkehr wohl nicht zu geben scheint. Dem Umstand einer frühen Abreise geschuldet sind wir jedoch erst mal bemüht, einen etwas außerhalb gelegenen Ort für unser Frühstück anzusteuern. Beim gestrigen Blick auf den Routenverlauf habe ich entdeckt, dass unsere Fahrt über Indian Springs führt, das wir schon von einem früheren Aufenthalt kennen, damals gab es dort ein typisch amerikanisches Diner mit gutem und preiswertem Frühstück, also nix wie hin. Am Ziel erleben wir aber wieder mal eine Enttäuschung, sechs Jahre bringen wohl doch die ein oder andere Veränderung mit sich, das Diner existiert nicht mehr und die einzige Alternative, eine schummrige Kaschemme ein paar Meter weiter die Straße runter öffnet erst um zehn. Wir fahren also weitere 40 Minuten ohne Kaffee dahin (gar nicht gut!) und stoßen schließlich im Amargosa Valley auf das Area 51 Alien Center, wo es auch ein kleines Diner gibt, Aliens müssen schließlich auch hin und wieder was zu sich nehmen. Der Name spielt aber vielleicht auch auf die ganzen komischen Touris an, die hier vorbeikommen. Wir müssen vergleichsweise lange auf das an sich einfache Frühstück warten, hier regiert eher die Gelassenheit des großen Nichts, das vor uns liegt. Vielleicht wird man aber auch so, wenn man auf das Eintreffen von Außerirdischen wartet.

Im Death Valley Nationalpark liegt unser erster Stop auf einem der höchsten und schönsten Aussichtspunkte auf das bad Water Basin, dem Dante’s View Point. Obwohl es schon fast Mittag ist, ist es hier oben zwar richtig schön warm, aber auch nicht zu heiß, das Thermometer unseres Autos zeigt etwas um die 70 Grad Fahrenheit. Auf dem Weg hinunter ins Tal klettert die Anzeige dann schrittweise auf etwas über 90 Grad. Um rechtzeitig am Treffpunkt für unsere nächste Tour anzukommen, überspringen wir unseren geplanten Halt am Zabriskie Point und fahren direkt weiter nach Furnace Creek, wo wir direkt das Büro von Farrabee Jeep Rentals ansteuern. Wir haben eine Tour mit einem ihrer Fahrzeuge samt Guide gebucht. Die meisten interessanten Bereiche des Valleys lassen sich tatsächlich nur sinnvoll mit einem Offroad-tauglichen Fahrzeug erkunden, das wollten wir uns und unserem gemieteten Dodge nicht antun.

Bei der Ankunft informiert uns unser Guide erst mal darüber, dass das ursprüngliche Ziel unserer Tour, der Titus Canyon, leider wegen Überflutung geschlossen ist, ein Umstand, den man sich angesichts der einen umgebenden landschaftlichen Ödheit und der herrschenden Temperaturen nicht richtig vorstellen mag. Jesse James (ja, der Kerl heißt tatsächlich so) hat als erfahrener Offroader aber natürlich eine sehenswerte Ersatzroute für uns gewählt und wir klettern in den schönen roten Jeep, der kurz nach dem Erklimmen der ersten Steigung im Gelände auf den Weihnachtswunschzettel des Herdenbabys wandert, ich hoffe, wir dürfen ihn uns dann auch mal ausleihen.

Wir fahren ca. vier Stunden durch das abseits geteerter Straßen liegendes Gelände und ich bin wieder mal erstaunt darüber, dass man hier vier Stunden verbringen kann, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Während der Tour erfahren wir viel interessantes über Flora und Fauna, sowie über die Geschichte der Region. Eigentlich ist die komplette Region durchzogen von mehr oder weniger großen Stollen aus der Zeit des großen Goldrausches, auch Mineralien und weniger edle Metalle wurden hier aus dem Fels geholt. Wir können noch ein paar Überreste alter Holzhütten bestaunen sowie diverse Eingänge zu alten Mienen, mal mehr oder weniger gut verschlossen. Das Herdenbaby erkundigt sich auffallend oft nach den krabbelnden und kriechenden Bewohnern, auf die man hier eventuell treffen könnte. Die Gefahr, dass sie sich mal auf den Weg macht, um einen der stillgelegten Stollen zu erkunden, besteht angesichts der plastischen Schilderungen unseres Guides vermutlich eher nicht.

Um fünf beziehen wir unser Zimmer in der Furnace Creek Ranch. Es handelt sich um eine eher rustikale Anlage unter dem Management durch den Nationalparkservie. Die Zimmer sind ausreichend groß, dürften aber etwas sauberer sein. Von Vegas und den Temperaturen etwas ermüdet verbringt jeder die nächsten beiden Stunden erst mal irgendwo liegend oder sitzend, wobei ich einmal mehr feststellen muss, dass ich nicht vergessen darf, mir ein paar Flaschen des hiesigen Klimas in den Koffer zu packen, das ist genau mein Wetter hier.

Auf dem Gelände der Ranch gibt es zwei Futterplätze. Das im Internet nicht gerade angepriesene Buffetrestaurant lassen wir angesichts der pro Person aufgerufenen 25 $ gleich mal links liegen und entscheiden uns für den rustikaleren und preisgünstigeren Saloon. Die in der Broschüre der Anlage offerierte Pizza, auf die wir uns alle schon insgeheim etwas gefreut hatten, gibt es heute leider nicht, der Pizzaofen wurde kürzlich abgebaut. Unser Waiter sorgt zunächst mal für etwas Verwunderung bei uns, da alle am Tisch, einschließlich mir, nur Wasser als Gertänk bestellen. Mein “I stay with the water” wird von ihm aber mit einem “Corona is an excellent choice” quittiert und er ist davongeeilt, ehe ich widersprechen kann. Scheinbar muss ich doch noch mehr an meiner Aussprache arbeiten. Die Auswahl an Gerichten ist eher klein, neben zwei Salaten gibt es nur Chicken Wings und frittierte Chicken Tenders, was wir dann auch ordern und ohne weitere Missverständnisse auch bekommen. Einen Glücksmoment der besonderen Art darf ich noch erleben, als wir das bestellte Wasser bekommen, das heute erstmals wirklich sehr intensiv nach Chlor schmeckt. Das Herdenbaby bemerkt dies prompt und wundert sich. Mir fällt spontan eine gute Geschichte dazu ein. “Na in diesen trockenen Gegenden müssen die halt sehr am Wasser sparen. Und wenn das Chlorwasser für die Pools getauscht werden muss, dann machen die aus dem alten Wasser ihre Eiswürfel.” Gesicht vom Herdenbaby: unbezahlbar!

Der General Store auf dem Gelände der Ranch, den ich preislich eher in der Apotheken-Liga eingestuft hätte, offeriert eine kleine Auwahl an Craft Bieren, die wir natürlich probieren müssen. Das Death Valley ist der Ort mit der geringsten Lichtverschmutzung in den USA, weshalb man hier sehr oft einen tollen Sternenhimmel zu sehen bekommt, dankenswerterweise auch heute Abend. So machen wir es uns nach dem doch etwas kärglichen Abendessen mit unseren Bieren an einer Feuerstelle hinter unserer Veranda auf einer Outdoor-Lounge-Garnitur gemütlich und gucken in die Sterne. Nach und nach erlöschen die Lichter der anderen Zimmer um uns herum und ich packe die Kamera auf das Stativ um ein paar Langzeitaufnahmen für zu Hause zu machen. Um elf Uhr liegt die Temperatur noch immer bei 34 Grad, kaum vorstellbar, dass es hier im Winter tatsächlich auch mal schneit, auch wenn der Schnee natürlich nicht liegen bleibt.

Das Death Valley trägt seinen Namen übrigens eigentlich zu unrecht, denn tatsächlich starben und sterben hier nicht mehr Menschen, als andernorts auf der Welt. Früher traf es überwiegend die Prospectors, die, teils schlecht ausgerüstet, teils ohne gute Wasserversorgung, die klimatischen Bedingungen unterschätzten. Heute sind es hingegen Touris, die – ebenfalls sich selbst überschätzend – bei der hier vorherrschenden absoluten Finsternis des Nachts mit hoher Geschwindigkeit die vermeintlich schnurgeraden Straßen entlangrasen – bis sie dann von einer Kurve überrascht werden.

Eine Liebe auf den zweiten Blick (12. / 13.9.)

Wenn man über das Bryce Trails B&B noch etwas positives sagen möchte, dann wird man sich wohl auf das Frühstück beschränken müssen, denn auch wenndas mit Kokos-Creme gefüllte frische Croissant und das hausgemachte Joghurt-Parfait mit Granola dem ein oder anderen doch etwas zu mächtig war, geschmeckt hat es gut, wir haben jedoch versucht, uns nicht zu viele Gedanken über die näheren Umstände der Produkton und der Produktionsstätte zu machen. Auch die Lage des Anwesens ist natürlich immer noch ein großer Pluspunkt, und wir waren auch schon vor dem Frühstück vor der Tür, um gleich ein paar Fotos im Sonnenaufgang zu schießen. Schnell fielen uns aber die überquillenden Mülleimer vor dem Haus auf, eine echte Schande, was die aktuellen Besitzer dem B&B hier antun und wir werden nach unserer Rückkehr mal ein unverbindliches Angebot für die Übernahme schicken.

Beim Frühstück hatten wir nette Gesellschaft vom Pärchen, das wir schon am Vorabend kennenlernen durften. Den passionierten Hikern ist es schließlich auch gelungen, die ängstlichen Naturen in unserer Gruppe davon zu überzeugen, dass ein Abstieg in den Canyon die Mühen definitiv wert ist und dass man auf den von mir vorausgewählten Trails auch keinerlei bedenken haben müsste. So machen wir uns also vor unserer Weiterfahrt nach Vegas noch mal auf an den Rand des Canyon und verbringen den Vormittag auf einem der Loop Trails, der uns in die Schlucht hinunterführt und dabei zahlreiche tolle Fotos beschert. Das Timing ist wieder mal perfekt und die sich während unseres Aufstiegs über der Schlucht zusammenziehenden Wolken entladen sich erst mit für unsere Breiten unüblicher Heftigkeit, als wir schon wieder in unserem Auto sitzen.

Auch auf der Strecke nach Vegas gibt es landschaftlich wieder viel zu bestaunen, richtig spannend wird es dann aber erst kurz vor dem Erreichen unseres Ziels. Unser Hotel, das MGM Grand, liegt auf der entgegengesetzten Seite des insgesamt 12-spurigen Las Vegas Boulevard, und die Anfahrt dort hin gelingt erst im zweiten Anlauf. In Erinnerung bleiben werden wir mit unseren ungewöhnlichen Verkehrsmanövern jedoch freilich niemandem, hier fahren sowieso alle, wie sie wollen.

Vom Landemanöver noch etwas mitgenommen drücken wir unser Auto dem ersten Mitarbeiter vom Valet Parking Service auf’s Auge und ziehen mit unserem Gepäck in die mal gar nicht so kleine Lobby des MGM Grand ein. Sofort hat man das Gefühl, als würde hier an jeder Ecke und in jeder kleinen Nische eine eigene Party stattfinden. Überall läuft Musik, und nicht für die Hintergrundbeschallung, sondern richtig laut, so dass sich die Hotelangestellte und ich beim Check In schon anschreien müssen, um uns über die Formalitäten zu verständigen. Diese eröffnen zunächst mal den zum Glück bereits bekannten Umstand, dass das vermeintlich günstige Hotel durch 80 $ Resort Fee und 20 $ Parkgebühr pro Tag dann doch zu einer Unterkunft der oberen Mittelklasse wird, wenigstens am Preis gemessen. Ein Upgrade erhalten wir trotz unseres Aufenthalts unter der Woche leider nicht und so ziehen wir direkt in unser sehr geräumiges und im Vergleich mit dem zum Vortag blitzsauberes Zimmer ein. Das Herdenbaby hat seinen seit der Ankunft offenstehenden Mund erst mal wieder zugeklappt, ist aber aufgrund der offensichtlichen Reizüberflutung erst mal sehr still, auch mal schön :-).

Nach dem sich alle erst mal etwas frisch gemacht haben, geht es dann auf die erste Erkundungstour am Las Vegas Strip. Die Sonne steht schon sehr tief und bald beginnt die Stadt im für sie einzigartigen Glanz von Millionen von Lichtern zu erstrahlen. Ich merke schnell, dass mir diesmal die Menschen, der Trubel und der Lärm nicht so sehr zusetzen, wie bei meinem ersten Besuch von vor sieben Jahren, eigentlich finde ich das Pulsieren um mich herum gerade als richtig angenehm, lediglich die Mondpreise, die hier sogar in landesweit vertretenen Supermarktketten aufgerufen werden, erwecken etwas Unmut. Wir sehen uns erst mal einen Durchlauf der Wasserspiele vor dem Bellagio an und ziehen dann weiter in einen Food Court, in dem man satt wird, ohne gleich obdachlos zu werden. Das gesparte Geld wird natürlich sofort im Hard Rock Café in ein ortsbezogenes Kleidungsstück reinvestiert. In der Hoffnung, vielleicht noch eine der anderen hoteleigenen Shows erleben zu können, setzen wir unseren Weg am Strip weiter fort, erfahren dann aber, dass der Vulkan am Mirage heute nicht mehr ausbrechen wird und dass die Sirenen am Treasure Island schon lange nicht mehr singen, weil dort eine Darstellerin während der Show verstorben ist, ein Fakt, den wir bei nächster Gelegenheit noch mal googeln müssen. Wir beschließen also erst mal das zu tun, was hier wohl jeder tut, um mehr oder weniger große Schicksalsschläge zu verarbeiten, wir kaufen uns einen 32 oz Becher mit irgend einem Cocktail und setzen uns an den Rand des Strips für etwas People Watching. Und gemessen an dem, was man hier zu sehen bekommt, ist der Cocktail schon wieder vergleichsweise günstig, wenn man den Betrag als eine Art Eintrittsgeld betrachtet. Von der frisch vermählten Braut im Hochzeitskleid bis zum halbnackten Bodybuilder zieht eine ganze Karavane an Einzelschicksalen vorüber. Ergänzt wird diese durch die meist weniger glücklich dreinblickenden Gestalten, die sich zur inzwischen fortgeschrittenen Stunde sehr zahlreich an einen der noch zahlreicheren Spielautomaten klammern. Eine für die Amis geradezu typische Anekdote erleben wir dann noch kurz bevor wir in unser Hotel zurückkehren. Beim Versuch, ein typischerweise eher gering alkoholisiertes Mixgetränk in einem Supermarkt zu erwerben, wird vom Herdenbaby eine Photo ID an der Kasse gefordert, im übrigen ein Prozess, der sich nicht flächendeckend über alle Verkaufsstellen für alkoholische Getränke erstreckt. Der Pass liegt natürlich im Hotelzimmer, lediglich ich habe meinen Pass dabei und lege ihn vor, in der Absicht das Getränk zu bezahlen. Geht aber nicht, wie uns die Kassiererin nach Rücksprache mit dem Manager erklärt. Die Kamera, die hier die Verkaufsvorgänge überwacht, hat das Herdenbaby bereits als potentiellen Übeltäter ausgemacht und aufgezeichnet, alle weiteren Vorgänge würden nur als Maßnahmen der Verschleierung einer Straftat ungeahnten Ausmaßes gewertet werden, eine Evakuierung des Ladens und sich vom Dach abseilender Special Forces sei möglicherweise nicht auszuschließen. Da die vor sich hinqualmenden Trümmer des in Schutt und Asche gelegten Gebäudes die anderen Gäste am Strip beim Flanieren stören könnten, möchten wir doch bitte auf den Erwerb des Alkohols verzichten, meint der Manager. Machen wir natürlich auch und kaufen ihn eine Türe weiter, ganz ohne Photo ID und Unruhe für die Nachtschicht beim FBI.

Der nächste Tag beginnt mit einer Erkenntnis. Ich weiß jetzt, warum hier alles etwas teurer ist, als anderswo. Toilettenschüsseln, die sich von selbst mit neuer antibakterieller Folie überziehen und sich selbst säubern, wenn man seinen Hintern hebt, Waschbecken, die zuerst Seife aus einem Hahn laufen lassen und danach Wasser, ohne dass man etwas berühren muss, das alles hat sicher seinen Preis und irgendwer muss ihn bezahlen, in diesem Fall halt wir. Ungeklärt, weil wir gerade schon bei sanitären Einrichtungen sind, ist bislang aber noch die Frage, ob es sich einfach um amerikanische Angeberei handelt, oder ob Thyrion Lannister hier die Toilettenschüsseln montiert hat. Diese hängen nämlich meist irgendwo zwischen Knie und Ferse.

Zu den Dingen, die wiederum nur selten Überraschung mit sich bringen, gehört das typische amerikanische Frühstück, das wir uns heute im Food Court des MGM Grand gönnen wollen. Die Energie, in einer Stadt wie Las Vegas noch vor dem ersten Kaffee eine für uns Foodies geeignete Location zu finden, haben wir gerade nicht. Und wenn man dann an einem nahezu beliebigen Ort ein Cheese Omelette bestellt, kann man sich sicher sein, dass es mindestens zwei Leute für einen halben Tag ernährt. Nach dem Frühstück haben wir es eilig, einen Schalter der Tix4Tonight Gruppe anzusteuern. Wir würden gerne noch ein paar Tickets für eine der abendlichen Shows zu einem realistischen Preis ergattern. Vor sechs Jahren habe ich die Karten für die Show von Criss Angel vorbestellt und war angesichts der gebotenen Leistung doch reichlich ernüchtert bis enttäuscht, wenn man bedenkt, dass hier für zwei Tickets ca. 350 $ anfallen. Zum Glück ist schon vor dem eigentlichen Verkaufsbeginn um 10 Uhr reger Betrieb am Stand von T4T, leider erfahren wir so aber auch schnell, dass die von uns favorisierten Shows des Cirque de Solei in dieser Woche pausieren. Der Notbehelf, besagter Criss Angel mit seiner Magieshow, der sich in sechs Jahren ja wohl hoffentlich ein paar neue Programmhighlights überlegt hat, fällt leider auch aus. Er würde am Abend zwar sogar zwei Mal auftreten, die Ersparnis für die Tickets ist aber so gering, dass wir uns dazu entscheiden, unser Geld lieber anderweitig auszugeben.

So gesprochen besteigen wir kurze Zeit später ein Taxi von Lyft, das uns in die Premium Outlets South befördert. Dort verbringen wir die nächsten Stunden mit der Jagd nach günstigen Klamotten, der eine mit mehr, der andere mit weniger Erfolg. Ein Lyft, by the way eine sehr günstige Transportalternative, bringt uns anschließend zurück in unser Hotel, wo wir aber nur schnell unsere Beute abwerfen und uns dann auf den Weg ins Mirage zum Secret Garden von Siegfried und Roy machen. Das Gute an dieser Einrichtung: Es sind wirklich atemberaubend schöne Tiere.

Weil wir schon mal in der Gegend sind, bleiben wir auch gleich noch hier, um den gestern verpassten Ausbruch des Vulkans zu erleben. Wir sind früh dran und ergattern so Plätze in erster Reihe, was ein paar Touristen aus China, die hier zunehmend eine Vormachtstellung zu übernehmen scheinen nicht daran hindert, uns mal nach links, mal nach rechts zu drängeln.

Die Entscheidung für unseren letzten Abend in Vegas fällt schließlich auf einen Besuch der Freemont Street, den Teil der Stadt, der früher das eigentliche Zentrum des Vergnügens gebildet hat. Weil es so schön unkompliziert und günstig ist, greifen wir auch hier auf einen Fahrer von Lyft zurück, ganz nebenbei ergeben sich so auch immer sehr informative Gespräche mit den Locals.

In der Freemont Street Experience angekommen sind wir erst mal wieder überwältigt von der Art und Weise, wie sich diese Stadt hier inszeniert. Auf einer von einer riesigen Anzeigefläche überdachten Strecke von etwa vier Blocks befinden sich diverse Shops und Casinos, dazwischen jeweils Bühnen, auf denen Bands bei für deutsche Innenstädte absolut undenkbarer Lautstärke das Publikum unterhalten. Dabei bin ich einmal mehr sehr überrascht von der unterschiedlichen Art und Weise, wie solche Veranstaltungen hier klanglich präsentiert werden, im Unterschied zu meiner Heimat. Würden deutsche Konzertveranstalter eben so viel Wert auf eine klare und klanglich Differenzierte Darstellung ihrer Acts legen, würde auch ich noch öfter mal für ein Konzertticket zahlen.

Natürlich herrscht aber auch in der Freemont Street absolute Reizüberflutung für den maximal an Netflix gewöhnten Mitteleuropäer, nach zwei Stunden treten wir den Rückweg an, auch wenn die letzte Band die wir sehen, untypischerweise eine Countryrock-Coverband, richtig genial ist. Die Organisation der Rückfahrt gestaltet sich aufgrund meines inzwischen völlig aufgebrauchten Data Plans nicht so einfach. Die in dieser Region zur Verfügung stehenden öffentlichen Wifis sind scheinbar aufgrund der vielen Nutzer überlastet und es gelingt mir nicht, mich irgendwo einzuloggen, nicht mal der nahegelegene Schachtelwirt hat ein brauchbares freies Netzwerk. Unsere Rettung bringt schließlich ein Fahrer von Lyft, der einen mobilen Hotspot an Bord hat, den wir benutzen dürfen, natürlich will er uns im Gegenzug auch nach Hause chauffieren, für uns kein Problem, denn er erweist sich als mit Abstand lustigster Chauffeur, den wir bisher hatten. Er kommt aus dem Backcountry von Philadelphia, und weil wir dort auch schon unterwegs waren, haben wir schnell ein fruchtbares Thema.

Zurück im MGM warten eigentlich noch zwei ToDo’s auf uns. Das erste, nämlich die Beschaffung eines der hier allgegenwärtigen Riesenbechers mit einem Frozen Cocktail, wobei eigentlich nur der Becher von Interesse wäre, scheitert . Der einzige Laden, den wir heute noch bereit wären, zu Fuß aufzusuchen, ist schon geschlossen. Ja, man will es eigentlich nicht für möglich halten, aber auch so etwas scheint es hier zu geben. Also geht es gleich weiter Richtung Hotelzimmer, natürlich nicht ohne dabei durch das Casino zu müssen. Angesichts der Tatsache, dass sich hier auch viele Familien mit kleinen Kindern aufhalten, die ihre Kinderwägen bei jedem Gang aus dem Hotel durch die Casino Area schieben müssen, in der – wie beinahe über all in Vegas – auch geraucht werden darf, erscheint diese Strategie der gewinnorientierten Besucherführung gerade für die sonst so umsichtigen Amis noch fragwürdiger. Auch wir würden gerne noch ein bisschen Zocken, die inzwischen gut gefüllten Spieltische, das Gewirr aus Stimmen und Hintergrundmusik und die sich einstellende Müdigkeit lassen uns nach einer kurzen Phase des Beobachtens zu dem Schluss kommen, dass wir hier eigentlich nur verlieren können. Unser Fahrer möchte Vegas zudem gerne sehr früh am Nächsten Morgen verlassen, wir holen uns also noch eine der kleinen Minitorten als Ersatzbefriedigung für die entgangenen Freuden und verschwinden in unserem Zimmer.

Leaving Home (11.09.)

Unser letzter Morgen in Page beginnt wettermäßig wieder mit einem wolkenlosen und tiefblauen Himmel. Wir überbrücken die Zeit bis zum Frühstück auf unserem Balkon mit dem Schreiben von Postkarten. Heute haben wir auch endlich Gelegenheit, Kristines vielgerühmtes Frühstück zu genießen. Es gibt eine große Pfanne voll mit Gemüsefrittata mit Eiern und Käse und sehr leckeren Toast. Beim Frühstück lernen wir auch die übrigen Mitbewohner kennen und es ist schon irgendwie lustig, dass alle mehr oder weniger die selben Orte anfahren, manche allerdings in entgegengesetzter Richtung. Ich finde unsere Gastgeberin echt klasse. Sie hat einen sehr feinen Sinn für Humor und verströmt für ihr fortgeschrittenes Alter für mich eine echt jugendliche Frische. Außerdem gibt sie sich – im Gegensatz zu vielen anderen Leuten, die wir auf unseren Reisen schon getroffen haben – viel Mühe, dass sie mit allen gleichermaßen kommunizieren kann, egal, wie gut entwickelt die jeweiligen Sprachkenntnisse sind. Während ich unser Gepäck ins Auto lade, gesellt sie sich auf eine Zigarettenlänge zu unserem Herdenbaby und das HB hat endlich auch einmal die Gelegenheit, etwas mehr in Fahrt zu kommen, was das Kommunizieren mit den Einheimischen betrifft. Ja, wir haben uns hier definitiv sehr wohl gefühlt und das Grandview Inn ist mal wieder einer von inzwischen leider viel zu vielen Orten, an die wir gerne mal wieder zurückkehren würden.

Als nächstes stehen drei Stunden Fahrt nach Tropic zum Bryce Canyon auf dem Programm. Als ich beim Losfahren dem Rest der Reisegruppe unser Tagesziel verrate, ist das Schafi erst mal überwältigt von seiner Vorfreude. Die Strecke verläuft größtenteils durch landschaftlich sehr reizvolle Abschnitte und die Fahrt ist sehr kurzweilig. Am Canyon angekommen müssen wir uns erst mal etwas orientieren. Wir waren ja schon einmal hier und hatten uns damals auf den erstbesten ausgewiesenen Wanderweg begeben, instinktiv eine gute Entscheidung, was die mit nach Hause genommenen Fotos immer wieder belegen. Wir finden dann auch bald die von mir im Vorfeld recherchierten Einstiegspunkte für zwei Wanderungen, die gut in unseren Zeitplan passen würden, aus Gründen, die hier abern nicht weiter ausgeführt werden sollen, entschließen wir uns letztlich doch nur für eine längere Wanderung auf dem Rim Trail. Der Canyon wirkt auch von hier oben mehr als spektakulär, zusammen mit den weißen Wolken am tiefblauen Himmel ergeben sich auch von hier oben tolle Fotomotive. Irgendwann schafft es dann aber doch mal eine der zahlreich auf- und abziehenden Gewitterfronten, sich direkt in den Canyon zu schieben und da wir gerade unseren Picknick Lunch beendet haben, packen wir unsere sieben Sachen zusammen und fahren weiter zu unserer Unterkunft für heute.

Das Bryce Trails Bed and Breakfast ist ein B&B in Tropic, nur wenige Kilometer vom Eingang zum Nationalpark entfernt. Wir haben hier bereits vor sieben Jahren übernachtet und fanden sowohl das Haus mit seinem stilvollen Ambiente als auch die Gastgeberin ganz toll. Auf unserer damaligen Reise gehörte diese Location definitiv zu denen, die bleibende Erinnerungen geschaffen haben. Bei unserem Eintreffen wirkt das Haus leer, außer uns scheint niemand da zu sein, leider auch niemand, der uns empfängt, so wie wir das von solchen Häusern eigentlich gewöhnt sind. Statt dessen sehen wir eine Notiz im Foyer, in der uns mitgeteilt wird, dass die Hausdame, die inzwischen einen anderen Namen hat, als noch vor sieben Jahren, was auf einen Besitzerwechsel hinzudeuten scheint, aufgrund eines Notfalls leider nicht hier sein kann und sich statt dessen eine Assistentin um alles kümmern würde. Gut, um uns kümmert sie sich scheinbar erst mal nicht. Wir finden einen Zimmerschlüssel mit unserem Namen darauf und beziehen unser Quartier. Als wir uns dort und später auch im Haus etwas genauer umsehen fällt uns auf, dass sich das ganze B&B inzwischen in einem eher fragwürdigen Allgemeinzustand befindet. Verschmutzte Toiletten, tote Insekten auf den Fensterbrettern, fleckige Teppiche und dreckige Fenster, um mal nur die auffälligsten zu nennen. Als wir uns später im Aufenthaltsraum mit der Küche etwas näher umsehen fragen wir uns allmählich, ob hier überhaupt noch ein regelmäßiger Gästebetrieb stattfindet. Die Küche ist unaufgeräumt und schmuddelig, wir sind uns nicht sicher, ob wir möchten, dass dort jemand etwas für uns kocht. Aufgrund der Erfahrungen und Erinnerungen, die wir mit diesem Ort verbinden, sind wir sehr enttäuscht. Ein bisschen Internetrecherche bringt noch merkwürdigere Dinge zutage, ein Paar, das noch vor kurzem hier übernachtet hat berichtet davon, dass es sich wohl bei der Besitzerin und ihrer Assistentin um ein und die selbe Person zu handeln scheint. Da wir uns hier in einem der hintersten Winkel von Utah befinden, ist uns angesichts solcher Geschichten schon nicht mehr so ganz wohl. Vor dem Haus treffen wir schließlich auf ein älteres Paar. Ich frage einfach mal nach, ob sie auch hier wohnen und wir kommen schnell ins Gespräch. Sie scheinen sehr dankbar für die Information, dass es hier auch schon mal andere Standards gegeben hat, sie hatten schon die Befürchtung, sie seien inzwischen durch ihre vielen Reisen etwas eigen und möglicherweise sehr pingelig geworden. Als wir ihnen die Geschichte aus dem Internet erzählen, finden auch sie die ganze Sache eher etwas scary. Mit einer Empfehlung für das Abendessen, die sie uns mit auf den Weg geben, verabschieden wir uns bis zum nächsten Morgen.

Das Dinner nehmen wir heute im Rustler’s ein, einem eher rustikal-ländlichen Lokal, das sich für meinen Geschmack an zu vielen Dingen gleichzeitig versucht. Neben Steaks und BBQ finden sich auch mexikanische Gerichte auf der Karte sowie Burger und typisch amerikanische Küche. Victoria, unsere bulgarische Waitress allerdings ist wirklich sehr charmant und auch das bestellte Essen schmeckt durchweg gut und das noch zu einem vernünftigen Preis. Am Ende serviert uns Victoria noch einen Kaffee auf’s haus, ganz so, als hätte sie gewußt, dass wir heute gut noch einen kleinen Trost gebrauchen könnten.

Zurück im Bryce Trails sind wir erstaunt, dass das Haus scheinbar doch komplett ausgebucht ist, darauf weisen zumindest zahlreiche vor dem Haus geparkte Fahrzeuge hin. Von dieser Tatsache etwas beruhigt begeben wir uns alsbald in unsere Betten. Das Herdenbaby macht leider noch den Fehler, sein Bettzeug einer genaueren Inspektion zu unterziehen. Wie ich immer wieder sage: Manchmal ist es auch überhaupt kein Nachteil, ein Blindfish zu sein …

Ein Wiedersehen mit alten Freunden (8. / 9. / 10.9.)

Im früh aufstehen und all unsere Sachen zusammenraffen haben wir inzwischen schon reichlich Übung, und so stehen wir mal wieder fast noch vor allen anderen abreisebereit in unserer Hotellobby zum Auschecken. Da es gerade noch einen kräftigen Schauer gegeben hat und der Himmel noch immer sehr bewölkt ist, haben wir am Vorabend instinktiv die richtige Entscheidung getroffen und den Sonnenaufgang am Grand Canyon gegen etwas mehr Schlaf eingetauscht. Trotzdem wollen wir aber gerne früh dran sein und verlassen wir die Red Feather Lodge nach dem Zapfen eines Coffee to Go und einem netten Plausch mit einem anderen Frühaufsteher am Kaffeeautomaten in Richtung Grand Canyon.

Unser Ziel ist der Parkplatz der Bright Angel Lodge, wo wir vor sechs Jahren übernachtet haben, das war damals ein guter Ausgangspunkt für einen mehr oder weniger ausgedehnten Rim Walk. Um diese Zeit ist – wie auch vor sechs Jahren – noch nicht viel los am Trail Head. Wir denken kurz darüber nach, uns in der Lodge doch noch ein “richtiges” Frühstück zu gönnen, nehmen dann im Deli aber nur Sandwiches und kalte Getränke mit, bei den aufgerufenen Preisen hätten wir aber auchordentlich Frühstücken können … beim Dallmayr … eine Woche lang.Die Hoffnung, dass ein Teil davon zurück in die Erhaltung des Pakrs fließt, begrabe ich still.

Nun aber endlich raus an den Canyon. Vor der Lodge werden gerade die Bright Angel Trail-Gänger mit ihren Mulis unterwiesen, ein Abenteuer, das auf jeden Fall noch auf meiner persönlichen Bucket List steht. Der Canyon selbst zeigt sich heute überwiegend in seinen grau vernebelten Seite, lediglich der östliche Teil ist ganz gut zu sehen, die Sonne schafft es aber auch nur selten, mal einen Strahl durch die sehr dichte Wolkendecke zu schicken. Am North Rim geht zudem ein massives Gewitter nieder und wir hoffen, dass es seinen Weg nicht zu uns findet und unsere Wanderung damit beenden würde. Wir laufen die ersten sechs Meilen des Rim Trail ab und sind dabei meist unter uns. Richtig spektakuläre Ausblicke und das für den Canyon typische Farbenspiel in der Morgensonne dürfen wir heute leider nicht bestaunen. Dafür aber mal wieder ein schönes Beispiel für Menschen, denen die ruhige Betrachtung der Natur mal wieder nicht genug Action bietet. Eine Gruppe, die wir entweder für Finnen oder Schweden halten, setzt sich an einem der exponierten Aussichtspunkte massiv in Szene. Allen Warnhinweisen zum trotz werden außerhalb der Umrandung liegende Plateaus und Felsen erklommen um darauf dann massenhaft Fotos von sich selbst zu knipsen. Ich wiederstehe der Versuchung nachzufragen, ob ich mit einem finalen Bild nach dem Aufschlag am Canyonboden aushelfen soll und wir fahren aus Gründen des Zeitmanagements erst mal zum Endhaltepunkt des Rim Trails, dem Aussichtspunkt von Hermit’s Rest. Der Kaffee, den wir dort erstehen, hat diese Bezeichnung nicht verdient und wandert nur angetrunken in einen Mülleimer. Zum Trost gibt es ein Shirt vom Grand Canyon für meine Sammlung.

In der Hoffnung auf noch mal etwas mehr aufklarendes Wetter laufen wir noch mal die zwei Kilometer zurück zum nächsten Bus Stop, es bleibt aber trüb und wir müssen ohnehin weiterfahren, um unsere Abendverabredung nicht zu verpassen.

Die Fahrt ins Monument Valley zieht sich etwas hin, zu monoton verläuft ein Großteil der Strecke schnurgerade in steppenähnlicher Landschaft. Erst als dann ca. Eine halbe Stunde vor Ankunft die ersten roten Sandsteinformationen sichtbar werden, ist dem Rest der Herde klar, was unser heutiges Tagesziel sein wird. Wer den Bericht unserer ersten Westküstenreise gelesen hat weiß, wie sehr mich das Monment Valley beeindruckt hat und ich freue mich riesig, noch einmal die Gelegenheit zu haben, an diesen Ort zurückzukehren. Dem Anlass entsprechend habe ich für uns noch einmal eine Übernachtung direkt im Valley organisiert. Vorher geht es aber erst mal mit unserem Guide Jamie und einem Vater-Tochter-Duo aus West Virginia auf eine Sunset Tour durch das Valley. Das Wetter ist wieder wesentlich besser geworden, auch wenn sich irgendwo am Horizont immer ein paar bedrohlich dunkle Wolken zusammenziehen. Gegenüber unseres letzten Besuchs ist es aber viel Wärmer und weniger windig. Die Eindrücke im Valley sind wieder sehr eindrücklich, keine Spur von “Hab ich schon gesehen”. Als wir nach ungeführ einer Stunde am Big Hogan ankommen, packt unser Guide eine Flöte aus und spielt und singt für unsere Gruppe, ein echter Gänsehautmoment.

Nach ein paar weiteren Fotos von Felsformationen in der untergehenden Sonne fahren wir weiter zum Sammelplatz für das gemeinschaftliche Dinner aller Gruppen, die mit den diversen Guides unterwegs sind. Im Vergleich zum letzten Mal sind hier wesentlich mehr Leute versammelt. Vater und Tochter aus unserer Gruppe versuchen zwar mal ein Gespräch in Gang zu setzen, generell bleiben aber alle Gruppen sehr unter sich. Auch eine Gruppe mit anderen Deutschen Gästen ist dabei, aber auch von dort kommen keinerlei Signale, dass man sich wenigstens als Landsleute erkannt hat.

Das Dinner, bestehend aus Navajo Fry Bread, Bohnen, Gemüse und Steak ist reichlicht und gut, auch wenn das Steak etwas den Eindruck hinterlässt, als käme es von einem schon sehr in die Jahre gekommenen Tier. Nach dem Essen folgt der Unterhaltungsteil, bei dem sich diesmal aber eher das junge Punlikum in Szene setzt. Gegen neun Uhr fährt uns unser Guide zu unserem Hogan, wo wir uns mit Isomatten und Schlafsäcken unsere Lagerstätten für die Nacht bereiten. Dass es im Laufe der Nacht irgendwann beginnt, durch das Loch in der Decke in unsere Behausung zu regnen, ist nicht weiter schlimm, es ist im inneren ohnehin so warm, dass wir für leichte Abkühlung ganz dankbar sind. Für all diejenigen, die jetzt beim Lesen von romantischen Anwandlungen heimgesucht werden vielleicht folgender zusammenfassender Hinweis: Ja, es ist absolut genial, mal eine Nacht an einem solchen Ort, umgeben von uralten Felsen und frei laufenden Pferden unter einem je nach Wetterlage gigantischen Sternenhimmel zu verbringen. Wer aber schon keine zwanzig mehr ist, nicht gerne auf Festivals geht, an den Folgen des dritten Bandscheibenvorfalls zu knabbern hat oder wen schon beim alljährlichen Italienurlaub der viele Sand auf die Nerven geht, der sollte lieber andernorts nächtigen. Wenn man sich hier abends mit einer Flasche Wein vor seinen Hogan setzen könnte, hätte man anschließend vielleicht keine Schwierigkeiten, tief und fest zu schlafen. Leider aber herrscht auch im Monument Valley striktes Alkoholverbot, und so hatten wir eine eher unruhige Nacht.

Am nächsten Morgen sind wir schon vor unserem in seinem Auto schlafenden Guide wach und räumen schon mal den Hogan auf, das gibt’s vermutlich auch nur bei deutschen Gästen. Es ist leider wieder ziemlich bewölkt und die Momente, in denen bei der anschließenden kurzen Tour die aufgehende Sonne die Felsen beleuchtet, fallen leider etwas spärlich aus. Beim Frühstück treffen wir wieder auf die anderen Gruppen, die ebenfalls hier übernachtet haben. Wieder bleibt jeder wieder eher für sich, ein Verhalten, das wir bisher auf unserer Reise so nicht kennengelernt haben. Liegt vermutlich daran, dass es sich überwiegend um Gäste aus Australien und Europa handelt, die Amerikaner sind da wesentlich kontaktfreudiger und man kommt immer schnell ins Gespräch.

Zurück am Parkplatz des “The View” Hotels verabschieden wir uns von Jamie und kaufen im Souveniershop noch ein paar Kleinigkeiten ein, bevor wir uns auf die ca. Zweistündige Weiterfahrt nach Page begeben. Hier erwartet uns der bisher längste regnerische Abshnitt unserer Reise, schon ca. eine Stunde vor der Ankunft beginnt es zu regnen und es hört auch nicht auf, als wir Page schließlich erreichen. Der eingeplante Stop am Horseshoe Bend muss also erst einmal auf besseres Wetter warten und wir fahren trotz der noch sehr frühen Stunde gleich mal direkt zu unserer Unterkunft für die nächsten beiden Tage, dem Grandview Inn Bed and Breakfast.

Wir haben Glück und Kristine, die Hausherrin, ist gerade noch vor Ort und wir können gleich einchecken. Wie ich schon erwartet habe, ist der weibliche Teil der Herde sehr begeistert von der neuen Location. Das ist wieder mal so ein Ort, an dem man sich trotz Leben aus dem Koffer und ständig wechselnder Orte so ein bisschen zuhause fühlen kann. Hat natürlich aber auch alles seinen Preis. Nach dem wir unseren stetig anwachsenden Hausstand in unser geräumiges Zimmer verbracht haben, machen wir uns erst mal auf zu einer so gar nicht urlaubstypischen Aktion: Wir bringen einen Teil unserer Wäsche zu einem Waschsalon. Ich hab das im Vorfeld schon mal recherchiert, wir können unsere Wäsche einfach abgeben und sie am Montag bei unserer Abreise wieder mitnehmen, berechnet wird nach Gewicht. Inzwischen hat es auch wieder aufgehört zu regnen und da wir bis zu unserer Tour im Lower Antelope Canyon noch ein bisschen Zeit haben, steuern wir erst mal einen riesigen Walmart an, dieses Supermarkterlebnis der Superlative hatten wir bisher ja noch nicht auf unserem Trip. Ich frage mich ein mal mehr, warum dieses “Alles unter einem Dach”-Konzept bei uns zu Hause so gar nicht ankommen will. Dass man für seinen Wocheneinkauf immer wieder unzählige Stationen anfahren muss, ist scheinbar ein echt deutsches Konzept.

Am Parkplatz für den Lower Antelope Canyon stoßen wir dann erst mal auf einen geschlossenen Schlagbaum. Das irritiert mich ein bisschen, denn es ist kurz vor halb vier und wir haben eine Tour für vier Uhr im Voraus gebucht. Nach einem Anruf beim Anbieter ist klar, es wird hier heute keine Touren mehr geben, der Canyon bleibt aufgrund des vorhergehenden Regens wegen Überflutungsgefahr geschlossen. Das war so nicht vorgesehen … Der Nachmittag des Folgetages ist aber noch gänzlich unverplant und so liesse sich die Aktion gut dort hin verschieben. Leider erreichen wir bei den Veranstaltern aber nur den auf Endlosbetrieb geschalteten Blechdeppen und haben keine Chance die dort angegebene Nummer für Umbuchungen zu verstehen, weshalb wir beschließen, am Folgetag einfach auf gut Glück wieder rauszufahren.

Die ungeplante Freizeit verbringen wir mit einem Abstecher zur Navajo Bridge, einer inzwischen stillgelegten und durch eine neuere Brücke ersetzten Brücke über den Colorado River. Schon auf dem Weg dort hin gibt es wieder jede Menge zu sehen, die Strecke führt vorbei an tiefen Schluchten und einer bizarren Landschaft felsiger Klippen. DerAusblick von der Brücke bietet dann eine gute Perspektive, um die Dimensionen des Flusses mal richtig zu erleben. Auch kann man hier gut sehen, wie wenig gerade der Verlauf des Flusses ist. Ein paar andere Besucher machen uns dann noch auf zwei auf der anderen Brücke sitzende Condors aufmerksam. Diese inzwischen sehr seltenen und geschützten Tiere genießen nicht nur bei den Indianern ein ganz besonderes Ansehen.

Für unser Abendessen fiel meine vorbereitende Wahl auf das “Into the Grand”, eine Art Erlebnisgastronomie, die auch von unserer Hostess sehr empfohlen wurde. Der Abend besteht aus Dinner mit Livemusik und einem Showteil, in dem wir mal wieder indianisch-folkloristische Unterhaltung geboten bekommen. Die Portionen beim Dinner fallen für hiesiger Verhältnisse diesmal eher klein aus und wir haben schon ein bisschen Angst, dass unser übliches Vorgehen, nur zwei Gerichte für drei Personen zu ordern, diesmal nicht aufgehen könnte. Schließlich werden dann aber doch wieder alle satt und wir erwarten gespannt den Showteil. Dieser hinterläßt diesmal aber am Ende doch eher etwas gemischte Gefühle. Ein bisschen hat man das Gefühl, gerade die Vorstellung eines Zirkus mit Menschen besucht zu haben. Die Statisten wirkten nervös, uninspiriert und nicht so richtig glücklich. Aufgrund der unruhigen vorhergehenden Nacht fallen wir im Anschluss sofort in die Betten und schlafen tief aber kurz, denn schon um sechs Uhr am nächsten Morgen klingelt unser Wecker und ruft uns zum Aufbruch für die anstehende Tour zur Rainbow Bridge.

Mit einem großen Fresspaket von Kristine machen wir uns um sieben Uhr auf den Weg zur Wahweap Marina, von der aus die Boote des Nationalparkservice starten. Wir ergattern noch einen Platz auf dem Oberdeck, am Himmel hat es keine einzige Wolke und es sieht nach einem wettermäjßig gigantischem Tag aus. Die Fahrt zur Rainbow Bridge dauert ca. drei Stunden, auf dem Weg dort hin halten wir einige Male für Erläuterungen unseres Captains, dazu kommen regelmäßige Erklärungen aus dem Kopfhörer des Audio Guide, den jeder zu Beginn erhalten hat und der tatsächlich auch eine deutsche Tonspur enthält.

Als wir die Rainbow Bridge schließlich erreichen ist es schon ordentlich heiß. Uns steht ein kurzer Fußmarsch bevor, der fast ausschließlich ohne Schatten verläuft und man bekommt einmal mehr einen nachhaltigen Eindruck davon, was es bedeutet, in der Wüste zu leben. Das Monument selbst ist aber tatsächlich wieder einmal etwas sehr beeindruckendes und hat auf mich einmal mehr eine sehr spirituelle Wirkung. Man könnte jetzt sagen, dass es sich ja nur um einen Felsbogen handelt, aber alleine für die Frage nach dessen Entstehung gibt es mehrere Theorien, und auch wenn der Park Ranger, der uns ein bisschen was darüber erzählt von vorneweg ausschließt, dass es etwas mit Aliens zu tun haben könnte, ganz unvorstellbar finde ich es nicht. Aber auch, wenn es nur auf die Kraft des Wassers oder großen Druck zurückzuführen ist, bleibt es ein beindruckender Anblick, der Bogen ist schließlich so groß, dass eine Boeing 737 darunter durchfliegen könnte.

Auf der Rückfahrt legen wir noch einen 30minütigen Stop an einer Bootstankstelle in Utah an, wo findige Menschen sehr touristenwirksam noch schnell zwei Shops hingestellt haben, die von allen Touris aufgesucht werden, um eine geschmacklich eher mäjßige Portion Softeis zu ergattern. Den Rest der Rückfahrt verbringen wir teilweise schlafend im Unterdeck, war wohl doch etwas viel Sonne für jeden von uns.

Wir kommen viel später als erwartet in der Marina an und brechen daher recht eilig auf, da wir ja noch den am Vortag ausgefallenen Besuch des Lower Antelope Canyons auf unserer ToDo-Liste haben. So richtig glauben wir nicht, dass wir noch Glück mit einem Platz in einer der letzten Touren haben, aber unsere Bedenken werden schnell zerstreut, die letzte Tour ist sehr klein und es finden sich nicht mehr als zehn Personen dafür ein. Auf dem Weg zum Einstieg in den Canyon traktiert un unser Guide erst mal mit seinen gerade im Aufbau befindlichen Skills im Spielen der indianischen Flöte, ein meilenweiter Unterschied zu dem, was wir noch am Vortag von Jamie hören durften. Bis wir den Canyon betreten, vergeht doch einiges an Zeit, der Einstieg verläuft über Treppen und Leitern und entsprechend langsam geht es hier voran. Im Canyon selbst treffen wir auf das erwartete intensive und beeindruckende Spiel von Farben und Formen in Stein, man weiß nicht, wohin man blicken soll, vermutlich ließen sich hier so viele Fotos schießen, wie auf dem Rest der gesamten Reise zusammen. Für uns bleibt der Upper Antelope Canyon aber trotzdem das eindrücklichere Erlebnis, 2011 hatten wir dort das Glück, nahezu alleine und ohne Zeitdruck alles in Ruhe auf uns wirken lassen zu können. Das schwierigere Gelände, die vielen Menschen und der Zeitdruck nehmen dem Lower Canyon an diesem Tag doch viel von seinem Reiz.

Da wir Arizona am nächsten Tag verlassen werden, steht für mich noch ein Besuch einer echten Arizona BBQ Location weit oben auf der Liste und wir machen uns auf den Weg zu Big Joe’s, dessen riesige Smoker wir schon beim Vorbeifahren mehrfach bewundern durften. Die Ribs sind wirklich “fall of the bone” und bis auf die BBQ-Sauce schmeckt auch alles andere von unserem Sampler Platter sehr lecker.

Um den Abend an unserer schönen Location noch gebührend ausklingen zu lassen, bewaffnen wir uns im nächsten Safeways noch mit einer Flasche Wein und ein paar Snacks und genießen auf der Terrasse des Grandview Inn bei 25 Grad einen der lauen Sommerabende, die wir zu Hause sicher am meisten vermissen werden.