Die Optionen für ein schnelles und günstiges Frühstück im Death Valley, speziell in unserer kleinen Oase Furnace Creek, sind nicht so üppig vorhanden, weshalb wir uns wider besseren Wissens dafür entscheiden, das Buffet-Restaurant aufzusuchen. Wir geraten zu noch sehr früher Stunde an eine besonders lustige Türsteherin, die meine Frage nach dem Preis für das Frühstück mit “It’s 100 Dollar” beantwortet. Gut, sie kann nicht wissen, dass ich noch keinen Kaffee hatte und sie noch dazu auch nur schlecht verstanden habe, weil sie eine ziemliche Piepsstimme hat, und ich sehe sie erst mal nur ziemlich entgeistert an. Als sie merkt, dass ihr spezieller Humor nicht zünden will, korrigiert sie ihre Offerte auf 12,95 Dollar. Weil ich schon in Übung bin, behalte ich meinen Gesichtsausdruck noch ein bisschen bei, vielleicht geht ja noch mal was beim Preis, aber es tut sich nichts mehr und wir übergeben ihr unsere Kreditkarte und dürfen rein. Das Angebot entspricht einem durchschnittlich amerikanischem Frühstücksbuffet, es gibt überwiegend Convenience-Produkte., aber es schmeckt nicht schlecht und jeder findet was, mancher verliert aufgrund des Angebots auch erst mal die Kontrolle und leidet später an den Folgen.
Kurze Zeit später sitzen wir schon wieder in unserem kleinen Grauen, unterwegs in Richtung Nordwesten. Wir stoppen noch für ein paar Fotos an den Mesquite Flat Sand Dunes, weitere Wanderungen unternehmen wir aber nicht, die Distanzen sind vom Parkplatz aus doch recht weit und wir wollen nicht schon unsere gesamten Tagesenergien für einen Marsch im Sand unter der schon sehr intensiven Sonne verbraten.
Durch die aufgrund des bereits verbrauchten Datenvolumens meines Mobilfunkanschlusses eingeschränkte Recherchemöglichkeit gelingt es mir nicht, die richtige Abfahrt zur Movie Loop Road in den Alabama Hills zu finden. Nach allem was ich bisher gelesen hatte, hätte man sie eigentlich nicht verfehlen können, wenn man wie wir aus dem Valley durch Lone Pine fährt, aber wir haben das entsprechende Schild einfach nicht gesehen. Also fahren wir nach einem kurzen Tank-und-Snack-Stop direkt weiter zu unserem Tagesziel für heute, der Village Lodge in Mammoth Lakes.
Unser Zimmer gleicht diesmal eher einer Ferienwohnung, es gibt eine voll ausgestattete Küche, einen Essbereich sowie ein Wohnzimmer mit Kamin und ein separates Schlafzimmer, alles zu einem erschwinglichen Preis. Mammoth Lakes ist längst nicht mehr nur ein Magnet für alle Wintersportler, den Rest des Jahres tummeln sich hier die Down Hill Biker und eine Menge Hiker, die das umfangreiche Seengebiet zu Fuß erkunden. Und es gibt jede Menge Leute wie wir, die den Ort nur als Stop Over für eine Nacht nutzen, was – wie uns eine ältere Dame im Lift erklärt – eine echte Schande sei. Recht hat sie, denn auch wenn es hier ein bisschen aussieht wie im heimischen Schwarzwald und man für dieses Erlebnis nicht so weit hätte reisen müssen, schön ist es tatsächlich, auch wenn auf den umliegenden Berggipfeln bereits Schnee zu sehen ist, was nach 40 Grad im Death Valley mal einfach gar nicht geht. Auf unserer Höhe ist es aber im Sonnenschein noch angenehm warm. Und weil wir noch ziemlich früh dran sind, beschließen wir, gleich noch ein Ziel in Angriff zu nehmen, das wir eigentlich erst für den Folgetag auf der Agenda hatten.
Der Mono Lake liegt ca. eine halbe Stunde Fahrt von unserer Unterkunft entfernt, dank unseres Annual Pass für die Nationalparks kommen wir auch hier mal wieder kostenlos rein, die 80 $ waren tatsächlich eine sehr lohnenswerte Investition. Schon auf dem Weg zum See sehen wir zahlreiche der korallenähnlichen Gebilde, die sich nach dem drastischen Rückgang des Wasserspiegels des Sees jetzt im Trockenen befinden. Am Ufer sehen wir dann aber noch wesentlich mehr der bizarren Gebilde, ein toller Anblick in der schon tief stehenden Nachmittagssonne. Von der Idee, wenigstens mal ein bisschen durch das flache Uferwasser zu waten, halten uns dann allerdings gigantische Schwärme von sich auf dem Wasser tummelnden Fliegen ab. Wie uns eine spätere Infotafel erklärt, handelt es sich um eine Art, die sich den speziellen Bedingungen hier angepasst hat. Die Tiere können tauchen und legen ihre Eier unter Wasser in einer Art Gallerthülle ab. Die Insekten können bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben, angesichts des Gewusels an der Oberfläche scheinen sie davon nicht so viel Gebrauch zu machen.
Nach der Rückkehr in Mammoth Lakes haben dann schon alle ein mehr oder weniger großes Loch im Bauch und wir entschließen uns, den von mir vorausgewählten Ort für unser heutiges Dinner jetzt gleich aufzusuchen. Bei der Vorabrecherche erweckte die Mammoth Brewing Company mein Interesse, eigentlich eher aufgrund der auf der Webseite gelisteten Seasonals als wegen dem angebotenen Essen, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt näher in Augenschein genommen habe. Zum Glück ist die Brauerei diesmal wenigstens zu Fuß von unserem Hotel erreichbar, so dass heute mal alle in den Genuss kommen können und kein Fahrer benötigt wird. Wir finden die Brauerei schnell, sind dann aber erst mal etwas irritiert, da auf einem Schild eine Privatveranstaltung angezeigt wird und sich jede Menge Menschen in unterschiedlichen Schlangen anstellen. Zum Glück bemerkt eine der Angestellten unsere ratlosen Gesichter und wir fragen, ob wir denn hier heute auch essen können. Können wir, und nach kurzer Unterweisung sind uns auch die unterschiedlichen Schlangen klar. Die nächste Herausforderung stellt sich dann beim Blick auf das Menu. Wie hier schon oft erlebt steht da nicht nur “Currywurst” auf der Karte sondern es wurde vermutlich ein ehemaliger Student der Sprach- und Literaturwissenschaft engagiert, um die Currywurst in einem kleinen Heldenepos zu besingen. Die schönsten Zitate daraus wandern dann auf die Speisekarte, um das Gericht, sei es auch noch so einfach, kundenwirksam in Szene zu setzen. Gut, einfach klingt hier aber erst mal gar nix, und wenn, dann nur auf den ersten Blick, wie im Falle des “Damn Good Burgers”, der es aufgrund seiner blumigen Beschreibung auch gleich auf unsere Checkliste schafft. Dazu eine Portion Fritten, die hier aus Brotteig hergestellt werden, dazu noch ein Pulled Pork Burger und ein aus sieben kleinen Gläsern bestehender Streifzug durch die hier hergestellten Seasonal Brews, fertig ist das Dinner, das vermutlich auch die komplette Familie Wolny satt gemacht hätte, auch wenn die vermutlich die hervorragende Qualität des Essens nicht zu schätzen gewusst hätten. Wir hingegen sind begeistert, vermutlich aber einfach nichts mehr gewöhnt, denn das Menü für zwei macht uns drei so satt, dass wirklich nichts mehr reingehen würde. Zudem wandern drei der insgesamt sieben verkosteten Biere auf unsere Favoritenliste. Entsprechend enttäuscht sind wir, als wir feststellen müssen, dass davon nur eines in Flaschen zum Verkauf angeboten wird. Einen kompletten Growler einer der anderen beiden Sorten wollen wir dann doch nicht mit auf die weitere Reise nehmen. Dafür nehmen wir für einen heimischen Nachbauversuch den erläuternden Zettel mit, auf dem die jeweiligen Zusammensetzungen und Brauverfahren recht detailliert beschrieben werden. Letztendlich wandern zwei endlich mal anständig große Flaschen in unseren Koffer, die es aber vermutlich nicht bis mit nach Hause schaffen, allenfalls die Flaschen werde ich als Andenken für die Sammlung auf unserem Küchenschrank retten können.